Hallo 4x4-Freunde.
Ich habe vor kurzem in einem anderen Forum meine Erfahrungen zum Thema Korrosionsschutz gepostet.
Werde es hier auch mal posten, da es für den Einen oder Anderen interessant sein könnte.
Sorry, der Text bezieht sich auf Fahrzeuge von Mercedes, passt aber inhaltlich hier hin:
"Ich würde an dieser Stelle gerne meine Erfahrungen zum Thema Korrosionsschutz teilen.
Leider ist Korrosion an Kraftfahrzeugen teilweise schon nach wenigen Jahren ein Thema. Da hier Vorbeugung deutlich besser ist als nachher die Schäden zu reparieren, könnte der eine oder andere Interesse an einem verbesserten Korrosionsschutz haben.
Ich habe mich inzwischen recht intensiv mit dem Thema befasst und auch selber schon ein paar kleine Tests zur Wirksamkeit einiger „Korrosionsschutzprodukte“ durchgeführt. Dabei interessierte mich weniger die Theorie als die praktische Anwendung und Wirksamkeit an Kraftfahrzeugen. Ich möchte mich hier auf Informationen aus diversen Internetquellen, von Fachbetrieben, Herstellern und den oben genannten eigenen Versuchen beziehen. Natürlich handelt es sich bei den Produktempfehlungen um meine Favoriten, und es gibt sicher viele weitere wirksame Produkte!
Wenn man den Korrosionsschutz seines Fahrzeugs von einer Fachwerkstatt durchführen lassen möchte, sollte man meiner Meinung nach einen Betrieb auswählen, der sich auf dieses Thema spezialisiert hat. „Normale“ Reparaturbetriebe dürften in der Regel wenig Überblick über den Markt der Korrosionsschutzprodukte haben und somit zu dem Mittel greifen, von dem Sie evtl. schon mal gehört haben. Ob dieses Produkt dann aber wirklich gut ist, merkt man erst wenn es nicht funktioniert hat.
Sollte man jedoch die Möglichkeit und das Interesse daran haben, den Korrosionsschutz selbst durchzuführen, kann man mit vergleichsweise überschaubaren finanziellen Mitteln einen ziemlich guten Schutz bewirken. Grundvoraussetzung hierfür ist natürlich eine Hebebühne, Luftkompressor, idealerweise eine Druckbecherpistole (keine Saugbecherpistole) etc.
Nun muss man noch die richtigen Produkte für den gewünschten Schutz finden.
Meine erste Adresse im Netz, wenn es um Produktvielfallt geht, ist das Korrosionsschutzdepot in Langenzenn. Interessant an diesem Webshop ist die große Markenvielfallt und sehr aufwendigen Produktbeschreibungen und Verarbeitungshinweise. Hier kann man schon so manche Stunde beim lesen und vergleichen verbringen. Der eMail-Support zu konkreten Fachfragen war bisher immer optimal.
Hohlraumschutz:
Bei modernen Fahrzeugen gibt es in der Regel weniger Probleme mit Korrosion in Hohlräumen als bei älteren Fahrzeugen. Dennoch würde ich dieses Thema nicht vernachlässigen, da im Bereich der Hohlräume die Kontrolle auf Korrosionsprobleme relativ aufwendig ist und Spezialwerkzeug, in diesem Fall eine Endoskop-Kamera, notwendig ist.
Meine uneingeschränkte Empfehlung für den Hohlraumbereich ist je nach Verarbeitungsmethode Fluidfilm Liquid A bzw. Fluidfilm AS-R. Diese Produkte der Firma Hodt werden aus Wollfett gewonnen und haben den Vorteil, dass sie eine gute Haftung mit einer exzellenten Kriechfähigkeit kombinieren. Liquid A wird mit einer Druckluftpistole verarbeitet, was sich bei größeren Mengen lohnt. Kleinere Arbeitsschritte und einzelne Bauteile kann man mit AS-R aus der Sprühdose (mit beiliegender Hohlraumsonde) bearbeiten (Bei mir gehört eine Dose AS-R zum Standart-Werkzeug, weil man sehr schnell und einfach einen gut kriechenden Rostschutz zur Hand hat).
Nach ca. einem halben Jahr kann man als zusätzlichen Schutz mit Fluidfilm NAS oder Liquid AR auftragen. Diese Produkte werden auf 25 bzw. 45°C erwärmt und bilden auf dem dünnflüssigen Liquid A eine zusätzliche Schutzschicht mit höherer Schichtdicke.
Eine Alternative zur Fluidfilm Behandlung ist eine Behandlung mit Fettprodukten der Firma Timemax oder Mike Sanders. Seit 2008 läuft eine Testreihe des Magazins Oldtimer Markt. Diese hat bestätigt, dass die beiden oben genannten Fettprodukte das Feld beim Hohlraumschutz anführen. Gefolgt von Fluidfilm als „Tipp für Selbermacher“. Da die Fettprodukte erst auf ca. 100-120°C erhitzt werden müssen, und demnach auch nicht ganz so einfach zu handhaben sind, lohnt hier evtl. der spezialisierte Fachbetrieb.
Zur Anwendung von Hohlraumwachsen ist zu sagen, dass Wachsen zur Verarbeitung Lösungsmittel enthalten. Diese entweichen nach dem Auftragen und das Wachs wird je nach Produkt relativ fest. Das Problem was man nun z.B. in älteren Hohlräumen auf Anhieb sieht, ist eine Wachsschicht die an einen getrockneten Salzsee erinnert. Das Wachs bekommt Risse, und bildet eine schuppige Schicht die im Anschluss nach und nach abbröckelt. Möchte man also mit Wachsen arbeiten, empfehle ich z.B. das HT Wachs von Fertan, welches man mit Owatrol oder oben genanntem Fluidfilm mischen kann. Dadurch ist das Wachs länger flexibel und kann kleinere Risse schließen bzw. Blech-Falze ausfüllen.
Unterbodenschutz:
Der klassische Unterbodenschutz oder Steinschlagschutz (z.B. W201 / W124 / etc.) besteht aus aufgespritzten Produkten auf Bitumen-, Teer-, PVC-, oder Wachs/Harz-Basis. Letztere soll die beste Alterungsbeständigkeit haben.
Grundsätzlich gilt jedoch, dass eine kleine Beschädigung durch mechanische Verletzung der Schicht (z.B. Steinschlag) oder Rissbildung aufgrund des Alterungsprozesses eine Unterwanderung mit Wasser und Sauerstoff zur Folge hat. Somit haben wir wieder alle Komponenten für eine erfolgreiche Korrosion zusammen. Meist sammelt sich das Wasser unter einer solchen Schicht und trocknet nicht ab. Die Korrosionsschäden sind unter der Schicht nicht erkennbar und werden erst bemerkt wenn es zu spät ist (z.B. abgerissene Hinterachsaufnahmen beim W124).
Das Ziel ist genau wie im Hohlraumbereich, eine dauerhafte und dichte Schicht aufzubauen und trotzdem eine hohe Stabilität gegen Spritzwasser und Steinschläge aufzuweisen.
Wenn bei einem Fahrzeug solche Produkte vom Hersteller aufgetragen wurden, kann man diese je nach Art z.B. mit Fluidfilm wieder auffrischen und Flexibilität zurückgewinnen. Ob man einen zusätzlichen Schutz aufträgt, oder den „alten“ Unterbodenschutz komplett entfernt und einen neuen aufträgt ist vom Zustand abhängig. Der Arbeitsaufwand ist jedoch sehr hoch.
Bei aktuellen Fahrzeugen werden diese Produkte mit hohen Schichtdicken weggelassen und durch dünnschichtige Lackierungen (bessere Kontrollmöglichkeit) ersetzt. Den Schutz vor Steinschlägen übernehmen Kunststoffverkleidungen. Nun kann man sofort erkennen, ob es irgendwo ein Korrosionsproblem gibt und es kann behoben werden. Oft taucht der erste Rost an Blechkanten auf, da hier die Schichtdicke der Lackierung am geringsten ist oder an Ablauflöchern, da die Verschlussstopfen die Lackschicht wegreiben. In der Praxis bedeutet dies, dass die Bereiche unter den Schutzverkleidungen auch regelmäßig auf Korrosion überprüft werden müssen.
Eine einfache Art, den Schutz zu erhöhen ist das Auftragen eines transparenten Produktes (z.B. Elaskon UBS hell). Hier wird eine weitere Schutzschicht auf die dünne Lackschicht aufgetragen, es kann jedoch weiterhin kontrolliert werden, ob sich irgendwo Rost bildet.
Wirkungsvollere Produkte sind idR leider nicht mehr transparent. Hier sollten die Arbeiten gewissenhaft ausgeführt werden, um die Schutzwirkung vollflächig auf hohem Niveau zu haben.
Meine Empfehlung für diese Produkte ist z.B. Timemax 300 CoverWax. Dieses bernsteinfarbene Wax soll laut Hersteller Timemax die Vorteile von Fetten mit der leichten Verarbeitung von Wachsen kombinieren. Es muss also nicht auf 120C erhitzt werden, soll aber längere Zeit flexibel bleiben und evtl. auftretende Risse schließen können (weniger Lösungsmittel, dafür mehr Kriechöle). Das feste 300er Wax hat gleichzeitig eine ausreichend starke Oberfläche um Steinschläge, etc. abhalten zu können und es wird nicht vom Spritwasser abgewaschen.
Ich habe bei meinem W203 diesen Schutz durch das „abdichten“ aller Nähte bzw. Blechüberlappungen mit Timemax 2000 Fett ergänzt. Das Fett hat im kalten Zustand die Konsistenz von Kerzenwachs. Erwärmt kann es z.B. mit einer Druckluftpistole versprüht werden oder mit einem Pinsel aufgetragen werden. Ich habe es jedoch von Hand wie Knetmasse auf die Kanten aufgetragen und es bei Bedarf mit einem Heißluftfön erwärmt, damit es in Blechfalze kriecht. Im Sommer sollte das Fett dann seine Arbeit aufnehmen.
Weitere Korrosionsschutzprodukte
Verzinkung:
Es gibt diverse Methoden, Zink auf eine Blechkarosserie aufzutragen. Die einfachste ist das aufsprühen oder pinseln. Das Zink opfert sich im Korrosionsprozess zu Gunsten des Karosserieblechs. Deshalb muss die Zinkschicht ab und zu aufgefrischt werden. Eine Grundvoraussetzung für die Schutzwirkung durch Zink ist der kathodische Kontakt des Zinks mit dem Blech. Zinkfarbe benötigt also ein spezielles Bindemittel das die Zinkpartikel mit dem Blech verbindet. Paradoxerweise haben wohl nicht alle Zinkfarben ein solches Bindemittel. Meine Empfehlung ist das Zinkspray von Zinga. Hier soll neben einem Zinkanteil von 96% auch das zwingend benötigte leitfähige Bindemittel enthalten sein. Ich persönlich benutze dieses Spray um die Schweißnähte meiner nicht ganz günstigen Abgasanlage zu schützen.
Grundierung und Spachtel:
Erwähnenswert ist evtl. noch, dass sowohl Grundierungsfarbe sowie auch Spachtel idR Wasser anziehen und somit keinen dauerhaften Korrosionsschutz bieten.
Chemische Rostentfernung:
Sollte bereits Rost vorhanden sein, gibt es diverse Produkte zur Entfernung oder Umwandlung von Rost. Interessant finde ich z.B. den Rostumwandler Fertan, der die vorhandene Rostschicht an der Oberfläche entfernt, und die darunterliegende Schicht durch eine neue Metallverbindung schützt. Einen dauerhaften Schutz vor Rost bewirkt Fertan aber nicht, da es je nach Luftfeuchtigkeit einen Schutz zwischen einer Woche und sechs Monaten gewährleistet. Es sollte also zeitnah eine weitere Schutzschicht aufgetragen werden. Der Rostbefall ist aber vorerst gestoppt.
...
Kommentar