Da das Wetter der letzten Monate nicht gerade dazu eingeladen hat am Defender zu schrauben, wollte ich die Zeit nutzen einen mobilen Kompressor mit Tank zu bauen. Ebenfalls sollte dabei noch ein separater, mobiler (leichter) Druckspeicher entstehen; als Puffer wenn man mit sehr langem Schlauch arbeiten muss oder als autarker Speicher, wenn man außerhalb der Reichweite des stationären Kompressors nieten, ausblasen oder dergleichen will.
Die Suche nach dem richtigen Verdichter schränkt die Zahl der verfügbaren Geräte schnell ein, wenn ein Druck von 10 Bar erreicht werden soll. Viele Volumen-Geräte schaffen nur 6 oder 8 Bar, viele Hochdruckmodelle scheiden wegen der Fördermenge aus... Was bleibt ist dann eine Hand voll Geräte, die überwiegend recht hochpreisig sind. Darunter aber auch ein günstiges Modell, das unter unzähligen verschiedenen Markennamen (T-Max, Horntools, etc...), in verschiedenen Farben, mit verschiedenen Plastik-Oberteilen und verschiedenen Luftfiltern (intern/extern) vertrieben wird. Der Preis reicht von weit unter 100 Euro auf der Insel, bis über 200 Euro in Deutschland. Meist wird es in dieser Optik verkauft:
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Die Meinungen dazu liegen weit auseinander, manche hatten nach kürzester Zeit defekte (kein Druckaufbau oder Totalausfall), andere betreiben die seit Jahren problemlos. Nach langem hin und her (kaufe nicht so gern billig) habe ich mich entschlossen, dem Ding doch eine Chance zu geben (nicht zuletzt aus Neugier).
Als der Kompressor dann da war, habe ich ihn nur ein paar Sekunden laufen lassen, um sicher zu sein, dass es nicht schon eine Totgeburt ist. Dabei fiel schon auf, dass der Schalter nicht arbeitet, der Kompressor lief, sobald er am Strom war. Das ließ schon ungesehen Rückschlüsse auf den "Inhalt" das Schaltkastens zu. Dann habe ich den Kompressor komplett zerlegt, um mir ein Bild von der Qualität zu machen und die erwarteten Montagemängel zu beseitigen. Das gibt es dabei zu erwähnen:
- Der Motor ist ordentlich aufgebaut, sauber verarbeitet, beidseitig kugelgelagert. Negativ: der Bürstenhalter war nur sehr leicht verschraubt, eine Schraube lose. Hier wäre es irgendwann zum Schaden durch die früher oder später herausgefallene Schraube gekommen.
- Die Wellen-Enden sind abgeflacht, die aufgesteckten Kurbelwangen haben jedoch eine runde Bohrung, den ganzen Kraftschluss muss die arme Schraube leisten, die auf die Abflachung drückt. Das ist zwar immerhin eine hochfest eingeklebte 8.8er (eigentlich nichts besonderes, für China-Hardware aber leider nicht selbstverständlich), aber eben doch noch recht weich und wenn da mal etwas zu wenig Anzugsmoment da ist, dann drückt es die Schraube mit der Zeit durch den unrunden Lauf an der Druckfläche platter und platter und die Kurbelwange schlägt sich lose. Hier ist genug Fleisch vorhanden, ich habe ein größeres Gewinde geschnitten und eine hochfeste 12.9er eingeklebt.
- Pleuel und Kolben sind ein Teil (der Kolben kippt im Lauf also, üblich bei diesen Kompressoren) und ausreichend dimensioniert. Das Pleuel ist an der Kurbelwange kugelgelagert, der Kolben hat eine Teflondichtung. Im Kolbenboden ist ein verschraubtes Flatterventil.
- Eine Laufbuchse hatte einen lackartigen Rückstand, vermutlich ein Korrosionsschutz. Die Teflondichtung hätte daran langfristig keinen Spaß gehabt.
- Der Kompressorkopf besteht aus einem Gußformteil und separeten einer Scheibe mit verschraubtem Flatterventil (mit O-Ring unterm Ventil zur Abdichtung). Beim Kopf zeigt sich auch eines der größten Montage-Mankos: der Kopf ist mit Gummidichtungen abgedichtet. Zwischen Formteil und Ventilscheibe ist ein O-Ring, was noch OK ist, da im Formteil ein entsprechender Sitz eingearbeitet ist. Zwischen Ventilscheibe und Laufbuchse ist ebenfalls eine Gummidichtung, allerdings nur ein Vierkantring, der nicht ausreichend geführt wird, um in Position zu bleiben. Die runde Stirnfläche trägt zusätzlich dazu bei, den Ring zu verdrängen. Und eine Gummidichtung in dieser unstabilisierten Lage ist ohnehin überhaupt nicht für Druckbelastung geeignet. Dabei ist sowohl die Sitzfläche in der Ventilscheibe als auch die runde Stirnseite der Laufbuchse wie gemacht für eine dicke Papierdichtung. Papier unterhalb und O-Ring oberhalb der Ventilscheibe wäre keine gute Idee, zum Glück ist neben dem Sitz des O-Rings noch genug Material, um auch hier eine Papierdichtung statt des O-Rings verwenden zu können. Also habe ich aus EWP210 vier passende Dichtungen geschnitten und hauchdünn mit Hylomar bestrichen (damit die klebrig sind). Ich bezweifle, dass ein nennenswerter Teil der verkauften Geräte in diesem Bereich dicht ist bzw. lange dicht bleibt.
- Um die Laufbuchse herum ist ein albernes Kühlrippenteil. Mit Gummidichtung hat das vielleicht auch noch den Zweck, das Anzugmoment für die Gummis zu begrenzen, mit Papierdichtung verhindert es ausreichend Druck auf die Dichtungen. Fliegt komplett in die Tonne. Ist ohnehin kontraproduktiv, da es nur an vier kleinen Stellen dürftigen Kontakt mit der Laufbuchse hat, also nicht wirklich Wärme von der Laufbuchse nimmt, sondern eher einen Wärmestau verursacht. Gleiches gilt für die dämliche Plastikabdeckung. Die verhindert zwar, dass man mit der Haut an die heißen Köpfe kommt, verhindert aber genauso zuverlässig die Konvektion.
- Im Schaltkasten habe erstmal neu verlötet, dort waren teilweise nur einzelne Litzen verlötet und teilweise Kurzschlüsse hergestellt (darum war der Schalter wirkungslos). Das vorhandene Kabel ist für die Stromaufnahme des Kompressors (zumindest mit dichtem Kopf), es wird innerhalb kürzester Zeit deutlich warm.
Zusammengebaut sieht das Ganze dann so aus (im Hintergrund sieht man auch den mobilen Druckspeicher):
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Der Tank hat 5,2 Liter. Mit einer schwächelnden Batterie (und noch zu dünnen Kabeln) sind die Füllzeiten:
0-3bar: 10,2 Sekunden
0-6bar: 27,8 Sekunden
0-10bar: 62,1 Sekunden
Zusammengeschaltet mit dem Speichertank ergeben sich 20,8 Liter:
0-3bar: 41,12 Sekunden
die übrigen Test muss noch wiederholen, die alte Autobatterie hat den zweiten Test nicht mehr geschafft
Ich werde auch mal testen müssen, ob der Sicherungsautomat funktioniert. Ich hatte den Kompressor mal an meinem Netzteil (13,6V 50A) dran, bin damit aber nicht über 9bar gekommen. Entweder zieht der Motor jetzt mehr als 50A oder das Netzteil bringt keine 50A.
Der Kompressor bringt auch 12bar (läuft dagegen sogar noch an), mehr habe ich aber nicht getestet, weil die derzeit verbauten Schläuche nur für 10bar sind...
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