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    Obwohl technisch veraltet, hat der Land Rover Defender Kultstatus. Das Allrad-Urgestein ist unverwüstlich und kommt ohne Airbags und Schminkspiegel aus. Doch bald wird er gestoppt: von EU-Richtlinien.


    Unkaputtbar und windschlüpfrig wie ein Kühlschrank
    Obwohl technisch veraltet, hat der Land Rover Defender Kultstatus. Das Allrad-Urgestein ist unverwüstlich und kommt ohne Airbags und Schminkspiegel aus. Doch bald wird er gestoppt: von EU-Richtlinien. Von Robert Dunker
    Ein Klassiker windschlüpfrig wie ein Kühlschrank

    Dem Defender merkt man an, dass das Design 60 Jahre auf dem Buckel hat. Er wiegt immer noch leer 1900 Kilo und ist windschlüpfrig wie ein Kühlschrank.
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    Was für eine rührende Ehrerbietung. Macht ein Einmeterneunzig-Mann vor diesem Kasten eine tiefe Verbeugung und drückt seine Hand zwischen Gesicht und Fensterscheibe als Blendschutz: "Wahnsinn, ein Defender – und noch dazu ein so gut erhaltener."
    Dem Mann, der sich als Kunststudent vorstellt, kann geholfen werden, seine kindliche Sehnsucht zu stillen. Mit einem Hüpfer nimmt er Platz auf dem Beifahrersitz, legt seine Zeichenmappe aus der Hand und tastet ehrfürchtig das Armaturenbrett ab. Dieses Kastenprofil, beginnt er zu schwärmen und blickt schüchtern nach hinten in den Laderaum, das sei ein Traum, absoluter Kult unter seinen Kommilitonen, Stilikone, an deren Proportionen sich Semester um Semester aufs Neue versuche.
    Der letzte Allrad-Dino seiner Art
    Dass es ein Landy Baujahr 2011 ist, irritiert den Verehrer nur kurz. Von außen könnte man glatt den Eindruck gewinnen, dass die Aluminiumstruktur der Pontonkarosserie ein paar Dellen und einige 100.000 Kilometer auf dem Tacho hat, aber die vernieteten Bleche sind bewusst im Retrolook gehalten. Land Rover besteht auf das Attribut original. Dass dieser fast neue Allrad-Dino unwiderruflich einer der letzten seiner Art sein wird, geht seinem Bewunderer aber sichtlich nah: "Das ist ja schrecklich."

    Seit 1948 wird der Land Rover gebaut, in der Karosserie auch in der aktuellen achten Auflage kaum verändert, seit 1985 mit dem Beinamen Defender ausgestattet. Weltweit werden jährlich rund 20.000 Stück produziert. Auch die deutsche Gemeinde erzeugt seit Jahren eine stabile Nachfrage. 2011 registrierte das Kraftfahrt-Bundesamt insgesamt 1118 Neuzulassungen.
    Nicht mehr mit sicher genug
    Sie gibt der fahrenden Legende das letzte Geleit, 2015 wird die Produktion eingestellt. Dann lässt sich die kantige und hochbeinige Karosserie mit dem Leiterrahmen nicht mehr mit den EU-Richtlinien für den Fußgängerschutz in Einklang bringen.
    Wacker hat er allen zaghaften Modernisierungen getrotzt, nur ein Hauch des technischen Fortschritts streifte den Allrad-Dinosaurier zuweilen; wenn dann aber auch nur auf gesetzlichen Druck hin. Besonders hartgesottene Defender-Puristen schreckte 2007 die Meldung auf, dass das Urgestein künftig ein Motor vorantreiben sollte, der die Euro-5-Norm erfüllt.
    Nun musste er mit einem neuen 2,2-Liter-Dieselmotor eine weitere Verjüngungskur über sich ergehen lassen, an deren Ende die "bislang einzigartige Höchstgeschwindigkeit vom 145 km/h" steht, wie im Prospekt jubiliert wird. Als ob sich jemals ein Förster, Hochgebirgskletterer oder Grottentaucher daran gestört hätte, mit Spitzentempo 129 ins Unterholz gebrettert zu sein. Andererseits muss gesagt werden, dass sich auf Autobahnen jenseits der Schallmauer von 130 km/h das Tragen eines Gehörschutzes empfiehlt.
    Türen mit der Wandstärke eines Puppenhauses
    Der Defender ist ein Auto fürs Grobe. Die Türen fallen nicht satt ins Schloss, man muss sie zuballern. Auch im fest verschlossenen Zustand beschleicht einen das Gefühl, sie haben die Wandstärke eines Puppenhauses. Wie niedliche Überbleibsel aus den Kindertagen, als noch nicht vom Seitenaufprallschutz die Rede war, muten der Lichtschalter an der Lenksäule und die entblößten Inbusschrauben in der Kabine an.
    Wer das Licht nach dem Abstellen brennen lässt, sollte sich nicht auf das obligate Warngepiepse verlassen. Die Heimleuchtfunktion ist beim Defender noch nicht ausgereift. Das Licht brennt, bis die Batterie leer ist.
    Der Defender-Fahrer muss es rustikal mögen und kann auch mal dick auftragen. Der Arm muss zwangsläufig auf dem Fensterholm abgelegt werden, was weniger der Arnold-Schwarzenegger-Statur des Fahrers als dem schmalen Design des Cockpits geschuldet ist. Dafür ist rechts daneben, wo normalerweise die Mittelkonsole beginnt, Platz für zwei Getränkekästen nebeneinander.
    Die Kupplung senkrecht treten
    Unerfahrene Defender-Piloten können schon mal das Kupplungspedal mit der Bremse verwechseln, weil es extrem weit links sitzt. Es leistet so großen Widerstand, dass man es am besten mit möglichst großer Hebelwirkung senkrecht von oben tritt. An diesem Pedal scheiden sich nach ein paar Tagen ohnehin die durchtrainierten Abenteurer von den Bürohengsten. Auch das Manövrieren in der Stadt mit der zähen Lenkung und der hakeligen Kupplung ist eigentlich eine Zumutung.
    Was für ein Stilbruch, dass das Radio eine Digitalanzeige aufweist, sich die Fensterscheiben elektrisch bedienen lassen und die Außenspiegel vom Innenraum. Dafür fehlen Airbags, ein Antiblockiersystem mit Traktionskontrolle gibt es nur optional. Natürlich fehlt ein Schminkspiegel, aber es darf angenommen werden, dass es die durchschnittliche Defender-Fahrerin ohnehin eher naturbelassen mag. Trotz dieser vielen Defizite bietet er seinen Besitzern unglaublich viel.
    75 Prozent aller Exemplare noch im Dienst
    Er zieht Walzen, Eggen und Hänger über Felder, Baustämme aus dem Wald und Rettungsboote aus dem See. Er ist die Blech gewordene Verlässlichkeit. 75 Prozent aller jemals gebauten Exemplare tun noch heute irgendwo auf diesem Planeten ihren Dienst. Ein Wagen also, der sich wohltuend abhebt von der rund gelutschten Angepasstheit, so sehr, dass er bei einer Höhe von 2,13 Metern nur knapp durch die Abfahrt in die Bürotiefgarage passt.
    Vor diesem Gefährt haben sogar die Berliner Autohändler Respekt, die für gewöhnlich unbeeindruckt von Preisklasse und Zustand gleichmütig kleine Zettel an die Scheiben eines jeden Autos stecken: "Lassen Sie einmal klingeln, wir rufen zurück." In drei Tagen nicht ein einziges Angebot für den Testwagen. Eine Nachfrage bei H&K Autoexport ergab, dass man für den Landy keinen Platz hat. "Zu teuer im Einkauf, nur was für Liebhaber", hieß es. Über das Kompliment wird sich der Landy freuen.

    #2
    AW: Welt am Sonntag .......

    Zitat von welt.de
    Eine Nachfrage bei H&K Autoexport ergab, dass man für den Landy keinen Platz hat. "Zu teuer im Einkauf, nur was für Liebhaber", hieß es.
    ... Buckelhauber;-)
    Bei einem Td5 sieht das anders aus. Für 2500€ ankaufen und für 12.000€ wieder verkaufen! Das Rezept geht auf, sonst würden nicht so viele Fähnchendealer gleich den ganzen Hof mit idR. abgerockten Karren vollstellen. In irgend einem Zug sitzt schon ein Bekloppter.

    Zitat von welt.de
    Über das Kompliment wird sich der Landy freuen.
    Es geht nix über Wertbeständigkeit, vor allem wenn sie aus der Luft gegriffen ist;-) Das freut den Oxid gewordenen Klumpen Alu bvestimmt;-)[/ironie]
    Weil das Zündschloss links sitzt!
    landyblog.de

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