nachdem mein Diesel-Aggregat ja schon immer ordentlich Überdruck im Kurbelgehäuse aufgebaut hatte, zeigten sich in letzter Zeit zusätzliche Symptome fortgeschrittenen Verschleißes:
- nach einigen Minuten zügigen Fahrens (über 85 km/h) mit noch kaltem Motoröl fing er gelegentlich an, Motoröl zu verbrennen (raucht dann massiv, klingt extrem rauh, Drehzahl bleibt einige Zeit oben hängen - danach wieder alles normal)
- Leistung hatte er ja noch nie übermäßig
- raucht ausdrucksstark schwarz insbesondere bei niedrigen bis mittleren Drehzahlen und viel Gas.
Ansonsten war er eigentlich immer zuverlässig. Ölverbrauch ca. 3 Liter/1000km. Vielleicht auch etwas mehr. Springt auch bei eisigsten Temperaturen ordentlich an (20 Sekunden vorglühen - im Sommer 10 Sekunden). Öl-Druck-Kontrollleuchte glimmte schon mal bei Leerlaufdrehzahl. Ging aber sofort aus, sobald man leicht die Drehzahl erhöhte.
Seit einer Woche brauchte es hierfür schon etwas mehr Drehzahl. Sonst alles wie gehabt.
Am WE längere Strecke gefahren. Jetzt verbrennt er sein Motoröl auch im warmen Zustand über Tempo 80. Und klingt rauher. Immer. Öldruckleuchte leuchtet auch bei deutlich erhöhter Leerlaufdrehzahl noch. Leistungsverlust kaum spürbar.
Also den schönen Sonntag sinnvoll genutzt und mal den Motor zerlegt. Zuerst Kompression gemessen:
1: 360; 2: 350; 3:320; 4: 240 psi. Jeweils die anderen Zylinder mit Glühkerzen drin. Motor kalt.
Wie sind denn hier die Sollwerte?
Hierzu gleich mal die erste Frage: Aus den Zylindern 2-4 dampft es nach der Messung nach Herausschrauben der Glühkerze bzw. des Adapters deutlich heraus. Aus Zylinder 1 gar nicht. Wieso? (Einspritzdüsen sind neu. Nachbauteile. Qualität zweifelhaft. Nicht auf Prüfstand eingestellt.)
Beim Herausschrauben der Glühkerze 4 (auch alle Glühkerzen sind neu - ca. 6 Monate - und mechanisch unvertrauenswürdiger als die alten - ich werde die alten wohl wieder einbauen) taucht das traurige Fragment einer Glühkerze auf. ;-(
Dann Kopf demontiert. Paar kleine Brocken auf Kolben 4 (Reste der Glühkerze). Sonst unauffällig. ZKD teils festgebacken aber keine Schäden erkennbar. Kolben und ZKD-Unterseite mäßig rußig.
Dann Ölwanne runter und Kolben ausgebaut (eine sch... Arbeit, unter dem Auto zu liegen, Schrauben zu lösen, Kolben nach oben rausdrücken etc., während einem laufend das Öl aufs Haupt träufelt...)
Befund Zylinderlaufbahnen: Keine Honspuren erkennbar. Aber auch keine Riefen. Spürbarer Absatz oben.
Untersuchung Kolbenringe: Keine gebrochen. Oberster Ring: einteilig. Zweiter Ring: besteht aus zwei dünnen Ringen. Bei allen Kolben gleich. In der Teilleliste kann ich das so nicht erkennen. Gehört das so?
Untersuchung Pleuellager: Leichte Riefen in den Lagerschalen.
Mit Guido werde ich mit Plastigauge noch das Spiel der Pleuellager prüfen.
Und natürlich auch die Ventile noch ausbauen und sicher neue Ventilschaftdichtungen verbauen.
Was kann ich sonst noch mit Heimwerkermitteln prüfen? Ich möchte den Motor eh mittelfristig durch einen Turbomotor ersetzen - also nicht allzuviel investieren ;-)
Wie prüfe ich die Rundheit der Zylinder-Bohrungen? Im WHB steht unter Kapitel 12 Seite 71 eine Variante, wie ohne Motoreninstandsetzer-Mess-Equipement die Bohrung mit einer Fühlerblattlehre geprüft werden kann. Mir leuchte die Beschreibung aber nicht so recht ein. Wie geht das von statten?
Ist es möglich, die Kurbelwellen-Lager zu prüfen, ohne die Kurbelwelle auszubauen? Ich könnte ja mit Plastigauge die vorderen 4 Lager prüfen. Aber halt nur die untere Schale. Sollte da ein Mangel auftauchen, muss der Block halt doch raus.
Wo geht denn mein schöner Öldruck hin flöten?
Warum klang der Motor rauher?
Warum so schlechte Kompression auf Zylinder 4?
Vielen Dank schonmal für Euren Rat!
Christian
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