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Guten Tag, sehr geehrter Herr Bleuel!
Herzlichen Dank für Ihre Mail mit dem Hinweis auf die neuen Sondermodelle des Defenders. Wie Sie in Ihrem ersten Satz selbst schreiben ist es richtig, wer einen Defender fährt erlebt zumindest ein Abenteuer. Sie werden es nicht glauben, aber es ist sogar möglich mit einem Defender mehrere Abenteuer hintereinander zu erleben und das ohne das man mit dem Defender fährt weil selbst die Werkstattaufenthalte mehr als abenteuerlich sind. Überhaupt ist Defender fahren ein Abenteuer und zwar ein zusammenhängendes sofern man die Werkstattaufenthalte berücksichtigt.
Nun möchte ich Ihnen mal mein Abenteuer schildern das sich mittlerweile über fast 3 Jahre hinzieht und sicherlich erst mit meinem Tode, oder dem Tode meines Defenders enden wird.
Es begann damit das ich mich für einen Defender als Firmenwagen interessierte, zumal ich es auch leid war immer die gleichen abgelutschten Kisten zu fahren die sich im Design ähneln und die mich als starken Individualisten in der Masse untergehen liessen. Daher dachte ich, kauf einen Defender und die Welt sieht anders aus. Ich wusste zu diesem Zeitpunkt ja noch nicht wie recht ich damit hatte.
Schnell war ein Händler mit symphatischen Verkäufer gefunden der mein vollstes Vertrauen besass und wir wurden uns nach unzähligen Sitzungen einig über Modell, Farbe, Ausstattung, Lieferfrist und schlussendlich auch über den Preis. Im übrigen würde ich von diesem Verkäufer jederzeit wieder ein Auto kaufen was aus meinem Munde ein grosses Lob und Kompliment bedeutet.
Und im Februar 2004 war es soweit, ich konnte meinen Defender 90 in Chawton Weiss, mit der billigsten Ausstattung die für Geld zu kriegen war in Empfang nehmen. Der Schock war gross, da stand ein Auto das schon aussah als hätte es 20000 km auf dem Buckel, ein Blick auf den Tacho beruhigte mich etwas da dort nur 85 km Laufleistung standen. Nach der Einweisung des Verkäufers und gemeinsamen Rästelraten für was eigentlich der gebogene Blechstreifen im Batteriekasten sein soll durfte ich mich noch über folgende Gratisbeigaben freuen.
1. Einen Schlüsselanhänger (heute noch ohne irgendwelche Beanstandungen täglich im Betrieb)
2. Hochwertige Arbeitshandschuhe die leider nicht einen Tag beim Holz machen im Wald überlebt haben, daher bitte ich das Wort hochwertig etwas zu revidieren da es einen leicht ironischen Unterton in meiner Originalaussprache hat.
3. Ein paar Fussmatten aus Teppich. Ja, Sie haben richtig gelesen, aus Teppich. Hochwertigster Feinflor. Aber warum hab ich mir meinen Defender ohne Teppich bestellt? Um der Schmutzempfindlichkeit vorzubeugen. Und nun das. Gut, die Dinger waren das erste was von mir entsorgt wurden, natürlich entsprechend der in unserem Lande geltenden Abfallvorschriften. Im übrigen waren die Teppiche wirklich hochwertig.
Frohen Mutes bin ich nach Hause gefahren, ich erinnere mich als wäre es gestern gewesen, und habe den Defender vor der Garage geparkt. Nochmals machte ich eine Umrundung des Fahrzeuges und war immer mehr erschüttert über das was ich da getan hatte. Ich möchte Sie nicht mit Details langweilen, aber ist es nicht üblich das ein Fahrzeug vor Auslieferung nochmals durch eine Endkontrolle geht oder haben Sie bei meinem Fahrzeug eine Ausnahme gemacht?
Der Unterfahrschutz war nicht befestigt, das Dach war nicht fertig montiert. Ich spreche hier nicht vom Himmel sondern vom Blechdach das im hinteren Bereich lose war.
Nun das war nicht das einzige, es fing erst an. Unter den Fussmatten gammelte der Rost und ich fragte mich langsam aber sicher ob die lange Lieferzeit damit zusammenhing das Sie meinen Defender auf einem riesengrossen Parkplatz erst suchen mussten, da niemand mehr wusste wo er abgestellt war, und dies im direkten Zusammenhang mit der 4 monatigen Lieferfrist hängt? Natürlich regnet es in England oft und daher kommt wohl der Rost. Nach dem ersten Regen hatte ich einen massiven Wassereinbruch im rechten Fussraum und hätte ich Ihre mir freundlicherweise kostenlos überlassenen Fussmatten aus Teppich genutzt, ja die wären jetzt im Arsch und für die Katz. Ich hoffe Sie verzeihen mir meine blumige Ausdrucksweise, doch als Defenderfahrer verroht man etwas mit der Zeit, sie werden erkennen warum.
Sicherlich kennen Sie den in Deutschland kursierenden Witz
Warum grüssen sich Defenderfahrer nicht wenn Sie sich Mittags begegnen? Ganz klar, sie haben sich schon morgens in der Werkstatt begrüsst. Ich möchte Ihnen die Wahrheit nun schonungslos darlegen.
Das ist kein Witz sondern eine Tatsache. Wir Deutschen sind ein relativ humorloses Völkchen obwohl uns oft anderes beschienen wird. Doch es ging natürlich noch weiter, ich werde Sie nicht mit einzelen Details belästigen da ich davon ausgehe das Sie das nicht interessiert. Jedoch war ich mit noch keinem anderen Fahrzeug so oft in der Werkstatt wie mit meinem Defender, mittlerweile ist es mir zur Routine geworden immer gleich 2 Termine zu vereinbaren, einen folgenden für den Tag darauf, da garantiert bei der Fehlerbehebung nochmals etwas von der Werkstatt verbockt wird. Im übrigen kann ich das gerne belegen da ich es mir zur Gewohnheit gemacht habe meinen Wagen umfassend zu fotografieren um aussagekräftige Beweise gegen meine Werkstatt zu haben wenn ich am darauffolgenden Tage wieder erscheine um die neuen Mängel geltend zu machen weil diese als selbst nicht glauben können das die Ursache bei der Werkstatt liegt. Aber so ist es nunmal.
Allerdings möchte ich hier ganz klar erwähnen das meine Werkstatt jederzeit versucht meine sehr geringen Bedürfnisse zu befriedigen und daher weiterhin mein Vertrauen geniesst. Und sollte, sofern mich Gott nicht davor bewahrt, ich nochmals auf den Gedanken kommen mir einen neuen Defender zu holen, so gerne auch wieder bei diesem Händler. Dies zu Ihrer Kenntnis um etwaige Repressailen Ihrerseits gegen den Händler/Werkstatt abzumildern die ja für so ein lieblos zusammengebautes Fahrzeug nichts können. Im übrigen bin ich mit dem Werkstattmeister mittlerweile per Du was die häufigen Besuche unweigerlich mit sich brachten. Dem Verkäufer habe ich das Du untersagt weil mir so etwaige Verhandlungen über einen neuen Defender leichter fallen würden und dies nur Vorteile für mich bringt.
Mittlerweile fahre ich das Fahrzeug fast 3 Jahre, nicht täglich aber doch sehr oft. Auch bin ich damit schon in Urlaub gefahren. Nach einem Hörsturz, einem leichten Gehörschaden auf der linken Seite, Rückenbeschwerden im unteren Lendenwirbelbereich und chronischen Kopfschmerzen durch die doch etwas arg laute Geräuschkulisse im Defender bin ich immer noch tagtäglich von diesem Fahrzeug begeistert und freue mich über fast jede Fahrt sofern die Strecke nicht länger als 10 Kilometer ist.
Was darüber hinausgeht an Strecke erfordert von meiner Seite aus einen Haufen Mut um solche Strecken in Angriff zu nehmen. Machbar ist das nur zusammen mit anderen Defenderfahrern den geteiltes Leid ist halbes Leid, so hat mir der Defender eine schier unglaubliche Zahl neuer Freunde und Bekannten beschert und würde ich diese alle zusammen zum Essen einladen, ich wäre pleite - ohne Witz.
Scherz beiseite, sicherlich würde Sie es freuen wenn ich mich wiederholt für ein Fahrzeug Ihrer Marke entscheiden würde - doch ehrlich gesagt, ich bin sicherlich wahnsinnig aber doch nicht so sehr das ich den selben Fehler nochmals machen würde wobei mich nicht mal der Zustand des Wagens abschreckt.
Erlauben Sie mir eine kurze Zwischenfrage: Würden Sie ein zweites Mal von einer Brücke springen wenn Sie das erste Mal knapp überlebt haben? Sicherlich nicht!
Ich kann mit einer Technik die vor 40 Jahren modern war sehr gut leben, ich kann mich auch anpassen und wird der Defender noch 100 weitere Jahre in dieser Form gebaut so bin ich mir sicher das die Evolution aus der Gruppe der Homo Sapiens eine Untergruppe schaffen wird mit dem Namen Homo Defensis die kein Rückgrat mehr hat um keine Rückschmerzen mehr zu bekommen, taub ist um Hörstürze zu vermeiden und sich dadurch nur noch telephatisch verständigt und völlig temperaturunempfindlich ist um die Arscheskälte im Winter und die Bruthitze im Sommer ertragen zu können.
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Zweiter Teil folgt da für ein Posting zu lang.
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