Am 22. November im Jahre des Herrn 2008 habe ich mir nach eineinhalb Jahren der Suche einen Land Rover Serie III gekauft.
Die Vorgeschichte:
Eingentlich sollte es ein 110 Pick-Up werden, nach Möglichkeit ein 300tdi oder vielleicht ein 2,5l Sauger, aber schnell war klar, dass es mir als Student nicht möglich sein würde ein derartiges Fahrzeug in gutem Zustand zu erwerben. Die Preise von mind. 8000€ für ein vernünftiges Fahrzeug zusammen mit dem ausbrechenden Umwelthype (Umweltzonen, CO2 – Besteuerung) machten es mir unmöglich diese Vorhaben zu realisieren.
Da ich aber trotzdem einen Landy haben wollte und ich mich schon länger mit dem Thema Oldtimer beschäftigte fiel die Wahl bald auf eine Serie.
Eine Serie II oder III sollte es sein, 109“ Radstand und von einem Diesel angetrieben – so mein geistiges Lastenheft.
Also bei mobile.de das Erstzulassungsdatum geändert und mal nach Serie rechachiert. Naja, alles in allem sehr ernüchternd, zu teuer, zu kaputt, zu verbastelt!!! Schon wollte ich das Projekt begraben und versuchen Frieden mit meinem VW Polo 1.2 zu schließen, als unerwartet ein Stern am Himmel aufstieg!
Eine Anzeige, Serie III Pick Up 1-ton, in blau voll fahrbereit, rostfreier Rahmen...kein Ölverlust, FP 3700 €! (vgl. Bild 1)
Der Einkauf
Obwohl ich noch nie zuvor eine Serie in echt inspiziert hatte und mein gesamtes Wissen aus dem Forum stammte war mir klar, dass ist das perfekte Fahrzeug...gut es stand nur 750km von mir entfernt, hatte keine deutschen Papiere und die Fotos des Motors (vgl. Bild 2) ließen schlimmes ahnen....aber egal 100€ für einen Satz Tageskennzeichen ausgegeben, plus 70€ für ein Ticket und auf gehts.
Zusammen mit meine Bruder ging es dann an einem eiskalten Samstag Morgen Richtung Norddeutschland....es war das erste Schneewochende des letzten Winters und wir begegneten mind. 6 Unfällen...aber das sollte nicht abschrecken, wusste ich doch nicht, dass das begehrte Fahrzeug nur über eine defekte Heizung verfügt.....
Beim Verkäufer das erste Geständnis, das Fahrzeug springt neuerdings nicht mehr an und Bremsen hätten über Nacht Luft gezogen...naja, ich hatte zwar noch nie gehört, dass Bremsen Luft ziehen können, aber ich hatte ja auch noch nie an einer Serie geschraubt!
Tatsächlich war unter dem Fahrzeug kein Öl zu sehen (ich habe keine Ahnung wie das möglich war, denn schon nach den ersten hundert Kilometern ölte das Ding so, dass ich den Saudis hätte Konkurrenz machen können).
Eine kurze Probefahrt und ein (gescheiterter) Entlüftungsversuch später kamen der Verkäufer und ich überein, dass es 3500€ für das Schätzchen sein sollten.
Die Heimfahrt
Naja, es kalt, nein es war sehr kalt! Die erste Etappe ging bis in die Nähe von Kassel und die Reise sollte sich am nächsten Tag fortsetzten. Nach einer Familienfeier ging es Sonntag Nachmittag dann Richtung Heimat. Frierend, in Decken eingepackt und in einem Ski – Anzug trat ich die letzten 400 km an. Mittlerweile funktionierte nurnoch der Motor und die Hauptscheinwerfer. Sämtliche elektrischen Anzeigen und Hilfsmittel waren ausgefallen.
Mittlerweile ist es sieben Uhr, ich spüre meine Füsse nicht mehr es schneit und es ist dunkel - ich bin frustriert spüre ich plötzlich wie der Wagen extrem nach links zieht....ein Plattfuss!
Alles halb so schlimm habe ich doch 4 Ersatzreifen dabei, was fehlt ist ein Wagenheber und das passende Werkzeug! Also Telefon raus und ADAC angerufen – ja sie kommen gleich, da ich auf einer Autobahn stehe, habe ich höchste Priorität!!! Heute weiß ich das höchste Priorität 1 h warten heißt, im Schnee hinter der Leitplanke leere ich den mitgebrachten Tee und warte...zuerst tauchen noch die Herren in blau auf und teilen mir mit, dass ich doch bitte ein Warndreieck aufstellen und die Warnblinkanlage anstellen soll.....ist leider beides nicht vorhanden.
Lange Rede kurze Sinn, irgendwann bin ich daheim angekommen....müde und nicht mehr glücklich.
Kurz mal Schrauben und dann zum TÜV....
....dauerte ziemlich exakt 10 Monate. Nachdem ich Kiste bei einem Bekannten unterstellen konnte begann ich mich in die Serie – Technik einzuarbeiten! Langsam wurde mir klar, dass ich kein Schnäppchen gemacht hatte, sondern einen Berg Arbeit gekauft hatte....im laufe des nächsten Jahres sollten folgende Arbeiten geschehen (Nebenbei noch ein Dankeschön an meinen Arbeitgeber, der mir die Werkshalle samt Werkstatt zur Verfügung stellte)
- Bremsanlage von Bremskraftverstärker bis zur letzten Leitung und Zylinder erneuert (nur mit Lucas/TRW und Mintex – Teilen) (vgl. Bild 3)
- einen großteil Kabel getauscht, rausgeschmissen und fast alle Enden neue gecrimpt und überschrumpft
- Lichter getaucht
- Warnblinkanlage nachgerüstet
- Fussboden verlegt
- alle Betriebsflüssigkeiten getauscht
- Öl- und Dieselfilter getauscht
- Motor ausgebaut und abgedichtet - vom Wasser- über den Ölkreislauf, bis hin zum Kraftstoffsystem, war fast jede Dichtung Geschichte – abschließend entrostet und neu lackiert (vgl. Bild 4 & 5)
- Felgen gestrahlt und lackiert
- Reifen getauscht (die originalen waren aus den 80iger Jahren) man sollte hierbei nicht auf das Gutachten der Firma Hankook vertrauen...205/80 R16 sind auf keinen Fall der Ersatz für 7.50 - 16 C
- Rahmen versiegelt (hier hatte der Verkäufer Recht, der war tatsächlich fast rostfrei)
- Ventile eingestellt
Wieso ich dafür fast ein Jahr gebraucht habe, weiß ich nicht? Das nächste Mal gehts schneller – ja richtig gelesen...ich glaube ich werde das nochmal machen!!!!! Es macht einfach zu viel Spaß, zumindest bis hier hin!
Nachdem das Fahzeug nun optisch und technisch in Ordnung war dachte ich mir, dass es Zeit für den TÜV sei...naja, dessen Empfehlung war, dass Auto an den Haken zu hängen und den Schrottpreis zu kassieren. Das Hauptprobleme
- eine Rahmennummer, die nicht mit der in der V5 steht
- ein fehlendes Typenschild
- keine Orginal Land Rover Datenblätter verfügbar
Ich Frage mich bis heute was der Mann macht, wenn ich mit einem Vorkriegs Oldtimer komme, der weder Papier noch Datenblätter hat, soll man den dann auch wegschmeißen, weil er den nich im Computer finden kann.
Naja, nach einigen Wochen des rumärgerns, nochmal 150 € für Zugticket, Tageskennzeichen und der Empfehlung den TÜV in Alzenau bei Aschaffenburg zu konsultieren hat meine Kiste nun TÜV und steht frisch versichert vor meiner Haustür....ach so Versicherung. Die Dame war schwer überfordert, ein Land Rover Serie III ist nicht im DEK System eingetragen. Die einzige Eintragung die es für alte Land Rover dort gibt ist “Land Rover 110; Bj. 1961 – 1984, 3,5l Benzinmotor“ Kennt jemand diesen Typ!!!!?????
Die restlichen Bilder zeigen das Fahrzeug wie es heute is!!!
Gruß
Gerson
P.S.: Abschließend noch ein dickes Dankeschön an Guido, Olli und Michel....und das Forum!!!
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