Vielleicht war es dem zuzuschreiben das man mir in einer Nacht kurz nach Ostern alle vier (neuen) Winterreifen zerstochen hat. Da haben sich meine Kollegen wirklich als Kollegen erwiesen: Ich habe erst den NAF (norw. ADAC) angerufen und wurde auf irgendwann am Tag vertrøstet. Dann musste ich meinen Chef anrufen und hab ihm erzæhlt was passiert ist, worauf er mich anwies dazubleiben und die Sommerreifen hervorzukramen. Keine Viertelstunde spæter standen unser Werkstattchef und der KFZmechaniker vor mir und haben im knøcheltiefen Matsch meine Reifen gewechselt. Spæter bekam ich dann von der Kommune auch noch einen Zuschuss fuer neue Reifen.
Spætestens im Mai/Juni des letzten Jahres gehørte mein Dicker dann aber zum Stadtbild und keiner kuemmerte sich mehr gross um ihn (ausser den Touristen :-). Gefahren haben ich ihn viel (ca 100.000km) in dem Jahr und erst glaub ich in seinem Dasein nie so oft gewaschen worden wie dort. Denn dass Salz (war ja ne Insel) begann vom ersten Tag an zu fressen, egal ob Sommer oder Winter. Waschanlagen wie wir sie kennen mit Hochdrucklanze und so, wird man freilich vergebens suchen. Die gibts nicht. Aber den Feuerwehrschlauch auf dem Werkshof. Trotzdem finde ich noch heute Salzablagerungen an den entlegensten Stellen und hætte mein Freundlicher nicht vor dieser Reise einen guten Seilfettschutz angebracht, hætt ich das Auto wohl nach dem Jahr wegwerfen kønnen. So gesehen wundert es mich nicht wieviele Schrottautos in Norwegen unterwegs sind, allzumal die EU-kontroll (Gegenstueck zum Tuev) sehr, sehr locker gehandhabt wird.
Probleme mit der Lichtmaschine schufen einen ersten Kontakt zum Norsk Landroverklub, bei dem ich immer noch Mitglied bin und wo ich viele nette Leute kennenlernte.
Auch sonst habe ich – auch ueber die Vermittlung meines Chefs eine Menge netter Leute kennengelernt. An sich bleiben die Norweger mehr oder minder unter sich (wie auch die Einwanderer) und es ist nicht einfach Anschluss zu finden. Aber wenn erst mal die Sprache passt (sie ist einfach der Schluessel) dann gehen langsam die Tueren auf. Das ich mich mit meinem ehemaligen Chef auch jenseits des Dienstlichen angefreundet habe, hat mir natuerlich sehr geholfen! So bin ich etwa gegen Ende des Sommers zu einem flotten alten Haus gekommen (zur Miete) das nie øffentlich angeboten wurde. Die Fam. Øvretveit brauchte es nicht – wollte aber auch nicht Unbekannte in der næchsten Næhe haben. So konnte ich das reizende alte Haus (war mal ne Schule) samt Gespenst mieten und bekam den Familienanschluss noch obendrein. Ich wurde einfach integriert ! Als bekannt wurde das ich Jæger bin
(der østerr. Jagdschein wurde anstandslos anerkannt) wurde ich zum Mitglied bei der ørtlichen Jagdgesellschaft gemacht und ich durfte auf der ganzen Insel jagen gehen bis auf zwei kleine Gebiete. Diese zwei gehørten einem Nachbarn, der eines Tages an die Tuere klopfte und nachfragte ob der Dicke mein Auto sei. (Wiedermal zittern ob der mich nun anzeigen will). Als ich das bestætigte, meinte er nur er habe ihn oft korrekt draussen im Wald abgestellt gesehen (gejagt wird ausschliesslich zu fuss). Ich duerfe gerne ueber seinen Grund fahren und dort auch jagen wenn ich will. Denn er habe schon gesehen das ich mich an die Regeln halte....
So ist mir viel Gutes getan worden und ich durfte Wohlwollen und HErzlichkeit spueren. Natuerlich gab es auch die Gegenseite. Von einzelnen Kollegen die bewusst schnell und breitesten Dialekt gesprochen haben ums mir schwer zu machen, oder die ums verrecken nicht verstehen wollten was ich sage. Einigemale habe ich auch wirklich bøse Worte von (vorallem alten) Leuten zu høren bekommen. Das sind halt immer noch Nachwirkungen des WK II, damals waren in der Gegend fast ausschliesslich Østrreicher als Besatzungstruppen. Manchmal hat sich die Situation entspannt wenn ich auf Norwegisch Red und Antwort stehen konnte manchmal auch erst recht nicht.
Manches war auch wirklich muehsam – grad um Umgang mit Æmtern und Behørden. Ein gutes Beispiel ist das Jagdgewehr das ich mitgenommen hatte: Natuerlich hatte ich den notwendigen Waffenschein beantragt und bewilligt bekommen. Dann musste ich aber mit dem Ding zum Zoll (meine erste Begegnung mit denen) um Zoll zu zahlen (gilt nicht als Uebersiedlungsgut) und die Identitæt der Waffe festzustellen. Dabei stellte sich heraus das mein Steyr Stutzen 3cm zu kurz fuers norw. Waffengesetz ist. Das schreibt eine Lauflænge von 51cm vor und meiner hat nur 48! Nach vielen Briefen, Telefonaten (und dem gluecklichen Umstand das ich auch eine Waffenbesitzkarte fuer Kurzwaffen habe) gings dann doch. Was mir lobenswert aufgefallen ist, ist die Korrektheit mit der gehandelt wird, wenn denn mal gehandelt wird. Der Sachbearbeiter fuer den Waffenschein kam z.B. Prinzipiell 2 Stunden zu spæt zu abgemachten Terminen. Aber ich habe kein Anzeichen fuer Korruption oder Freunderlwirtschaft gefunden. Was geschieht passiert im Rahmen des Gesetzes und absolut transparent.
Diese Transparenz geht so weit das jederman im Internet nachschauen kann, was sein Nachbar im letzten Jahr verdient hat und wieviel Steuern er bezahlt. Also Datenschutz wie er hier betrieben wird, wird von den Norwegern eher nur belæchelt und keineswegs als wuenschenswert erachtet.
Den Auschlag fuer die Rueckkehr haben vorallem die Arbeit und das Wetter, aber auch die Vorstellungen von Lebensqualitæt gegeben.
Bei der Arbeit war es in erster Linie die gewuenschte Plan- und Konzeptlosigkeit. Gartenanlagen haben absolut keine Proritæt (Die «Vorzeige»-beete im Stadtpark werden z.B. Von ungelernten Ferialkræften nach ihrem Gutduenken bepflanzt. In der Ganzen Zeit habe ich fast nur Rasenmæher, Motorsense und Motorsæge in Hænden gehabt. Da werden z.B. Schulgærten angelegt und dann ueber Jahre einfach vergessen. Erst wenn die Buesche so hoch sind das man nicht mehr zum Fenster raussieht, kommt das Parkwesen zum Einsatz und stellt fest das man an diese Buesche nur durch die Fenster rankommt, weil bei der Planung des Innenhofs auf die Tueren dazu vergessen hat! Mit einem Wort es wird auf gut østerr. «gewurschtelt» und gemurkst was das Zeug hælt und jeder ist damit zufrieden. Das ist absolut unbefriedigend und tøtet die Motivation (an manchem Tag hat sich die ganze Abteilung 40Mann in der Frueh eingestempelt und ist dann fischen gegangen – bis 15.00h dem Dienstschluss). Dazu kommt das ich als Gærtner gern ab und zu mal eine Schaukel oder sonst nen Spielgeræt aufbau oder reparier (dafuer werden Unsummen ausgegeben) aber als zweitwichtigste Tætigkeit ist mir ein bisschen zuviel. Wie mir auch nichts ausmacht mal Muellabfuhr zu spielen. Aber wenn das wie dort zur wøchentlichen Routine wird, fuehl ich mich unterfordert.
Das Wetter in dieser Gegend (und das war mein Fehler – weil ich immer nur auf der anderen Seite der Hardangervida unterwegs war) empfand ich als echte Belastung. Ab und zu mal Regen ist kein Problem, aber in dem JAhr wo ich da oben war hat es nur an 20 Tagen gar nicht geregnet und das wurde als Jahrhundertsommer gelobt! Das es Ende Oktober zu regnen beginnt und um den Nationalfeiertag (17.Mai) wieder aufhørt ist ganz normal. Regen in dieser Gegen heist nicht ein bisschen Wasser von oben. Nee, das heisst Wasser und Sturm von allen Seiten und nach drei Stunden trotz Ølzeugs nass bis auf die Unterhosen. Im Laufe so eines Arbeitstages (7.00-15.00) darf man sich gerne dreimal von Unterwæsche bis zum Regenzeug neu einkleiden. Das Jede Abteilungen einen eigenen grossen Kleidertrocknunsschrank und eine eigene Waschmaschine hat verwundert da niemand.