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der længst schon fællige Bericht uber ein Jahr in Norwegen Teil 1

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    der længst schon fællige Bericht uber ein Jahr in Norwegen Teil 1

    Also vorweg erst mal eine Entschuldigung meinerseits. Ich dachte ich hætte længst einen kleinen Bericht ueber das Jahr in Norwegen ins Forum gestellt. Aber anscheinend ist das ob alle dem Hin und Her mit Umsiedeln, neuem Job und doch kein Job dem Autotheater und und einfach durch die Lappen gegangen.
    So hole das das nun nach und hoffe das der eine oder andere davon ein bisschen profitieren kann.

    Ich bin nicht aufs geratewohl nach Norwegen, konkret in die Karmøy Kommune im Rogaland gegangen, sondern hatte ein einen Arbeitsvertrag als Stadtgærter in der Tasche. Schon zuvor war ich einigemale in Norwegen (wenn auch nicht im Rogaland) nachdem ich einen Bruder (er ist Norweger) in Oslo habe. Ich war also auch mit der Sprache – wenn auch dem relativ gepflegten Dialekt der Osloer Gegend vertraut. Das man im Rogaland einen ganz anderen Dialekt spricht (es gibt keine gemeinsame Hochsprache sondern jede Gegend hat ihren eigenen Dialekt – auch in den Medien wird Dialekt gesprochen) war ein Schock: ich verstand anfangs kein Wort! Ich kann mich mit Schmunzel an meinen ersten Arbeitstag erinnern. Mein Chef ist den ganzen Tag mit mir die Kommune (etwa halb so gross wie Vorarlberg und 120.000 Einwohner) abgefahren und hat frøhlich auf mich eingeredet... Erst nach etwa vier Wochen habe begonnen ich mich an das Sprachtempo und den Dialekt zu gewøhnen und das Wørterbuch in meiner Hosentasche war nicht mehr so wichtig. Allerdings hab ich meinen Chef von Anfang an gebeten nicht englisch oder deutsch mit mir zu reden – wenn nur irgenwie ginge. (Er spricht als Norweger auch recht gut deutsch, englisch kønnen da oben sowieso die meisten). Nur bei den Bankgeschaften und bei den Æmtern habe ich den Personalchef der Kommune, einen Deutschen der perfekt Norwegisch spricht gebeten mir zu helfen um unnøtigen Aufwand zu vermeiden.
    Leider hat sich auch schon in den ersten Wochen gezeigt wie viele Schwierigkeiten sich einem in den Weg stellen...
    Fuer Auslænder gibt es z.B.nur unter sehr erschwerten Bedingungen ein Bankkonto und ohne Bankkonto darf der Arbeitgeber keinen Lohn auszahlen. Die Aufenhaltsbewilligung habe ich sehr rasch bekommen und erfreulicherweise auch schon im zweiten Monat die Personennummer (ohne die in Norwegen schlichtweg gar nichts geht). Ohne diese Nummer, die man mit der ersten Steuerkarte bekommt, gibts nur 50% vom Gehalt (der Arbeitgeber darf erst mit der Steuerkarte den vollen Lohn auszahlen). Es gibt aber auch keine (ausser notfallmæssig – wie es mir passiert ist) keine ærztliche Versorgung, kein Telefon, keine Box fuers Fernsehen, nur den teuersten Strom, keine Versicherungen, keine Autozulassung etc...
    Wenn man dann diese Nummer hat, dann kann man sich uebers Internet (das in Norwegen fuer sehr vieles gebraucht wird – auch fuer fast alles amtliche) einen Hausarzt aus einer Liste auswæhlen. Der ist dann fuer alles medizinische zustændig. Fachærzte duerfen nur mit seiner Ueberweisung aufgesucht werden (wenn man nicht exorbitante Privathonorare bezahlen will). Aber auch dieser Hausarzt kassiert bei jedem Besuch und Medikamente mussen bis zu einer Høchstgrenze von ungefæhr 800 € (im Jahr) selbst bezahlt werden. Erst wenn diese Grenze erreicht ist uebernimmt die Krankenversicherung einen grøsseren Anteil. Man kann derlei Kosten aber im næchsten Jahr anteilsmæssig von der Steuer abziehen.
    Ein Kapitel fuer sich war das Handy. Was hier selbstverstændlich ist – in den næchsten Laden gehen und sich so ein Teil holen, ist fuer Auslænder in Norwegen unmøglich (in den ersten 3 Jahren). Ohne Eintrag in der norwegischen SCHUFA (Kredithistorie), den man als Neuankømmling natuerlich nicht haben kann, gibts auch kein Handy. Dem grossen Bruederlein zum Dank hab ich ueber ihn dann doch eines bekommen ;-). Der Bruder musste mir im uebrigen auch fuer die erste Wohnung buergen. Die Kaution (3 Monatsmieten) und jede Miete im voraus war dem Vermieter nicht sicher genug (uebrigens ne Bank).
    Mit der Personennummer hængt auch das Auto zusammen. Das Gesetz schreibt vor das Autos die mitgebracht werden, beim Zoll angemeldet werden muessen. Bis man dann diese Nummer (mit der auch der Eintrag im Einwohnerregister verbunden ist) hat, darf man mit der auslændischen Nummer herumfahren. Danach hat man 10 Tage Zeit das Auto zu verzollen und umzumelden. Jede weiter Verwendung mit auslænd. Kennzeichen ist mit schwerer Strafe bedroht (Auto wird beschlagnahmt, Zoll und Strafzoll in doppelter Høhe und MWST werden fællig u.U. Auch noch ein netter Zwangsaufenthalt im Knast). Wenn der Arbeitsvertrag der fuer alles Grundlage ist, auf ein Jahr oder kuerzer befristet ist, dann kann um eine Ausnahmegenehmigung angesucht werden. Diese muss aber samt dem Arbeitsvertrag immer im Auto mitgefuehrt werden. Kontrollen sind gerade in der Gegend in der ich war sehr hæufig und noch hæufiger werden auslændische Autos von netten Nachbarn oder neidigen Kollegen angezeigt. Also wuerde ich das niemandem raten auf gut Glueck durch die Gegend zu fahren. Das die Viedoaufnahmen der Mautstationen die allgegenwærtig sind, auch vom Zoll ausgewertet werden ist hingegen ein Mærchen. Was aber durchaus sein kann, ist das man so man desøfteren ohne zu zahlen durch die Mautstationen rauscht, Besuch von der Polizei bekommt und dann bricht der Notstand aus....
    Ich habe mein Auto nicht verzollt, gebe ich gerne zu und ich habe in den ersten Monaten Blut und Wasser geschwitzt. Aber ich hæts mir einfach nicht leisten kønnen. Zu meinem Glueck war schon bei der Einreise der Zoll am Svinesund nicht besetzt und ich habe nur zweimal Zollbeamte aus der Næhe gesehen (davon spæter).
    Ich erinnere mich mit Schrecken an meine erste Begegnung mit der ørtlichen Polizei. Ich hatte noch einen Dienstwagen (VW-Pickup der spæter in der Mitte auseinandergebrochen ist – trotz neuer Tuevplaktette :-) Als mich die Polizei mit Blaulicht und sirene ueberholt und stoppte. Die Beamtin lies einen Wortschwall auf mich los, von dem ich nur einen Bruchteil verstand. Nach einem Hin und Her wurde klar das mein linker Blinker hinten nicht funktionierte und das ich 2000NKR Strafe zahlen sollte. Ich hab mich natuerlich geweigtert – immerhin sei dies eine Auto der Kommune und ich dafuer verantwortlich. Am Ende hat sie dann mit meinem Chef telfoniert und mich pardoniert. Puuuuuh...
    Bald darauf war der alten Karren hin und ich bot an den eigenen Dicken zu verwenden (was ein Norweger so gut wie nie tun wuerde....) und es wurde ein Gentleman agrement getroffen: ich fahr mein eigenes Auto, bekomm Kilometergeld und die Kommun bezahlte den Diesel und die Service und Reperaturarbeiten wurden in der Arbeitszeit und in der hauseigenen Werkstatt gemacht. Darueber war ich mehr als nur froh, den LR-Werkstætten sind in der Gegend nicht vorhanden (es gab auch in der ganzen Kommune nur 4 Defender).
    Gleichzeitig wurde ich gebeten Bereitschaftsdienste zu uebernehmen. Dazu muss man sagen, das die Stadtgærterei keine eigene Abteilung sondern ein Teil des stædtischen «Bauhofs» (orig. Driftsavdeling teknisk etat) darstellt, zu dem u.a. die Forstverwaltung genausso wie das Wasserwerk und die Strassenmeisterei gehørt. Den Norwegern ist ihr Wochenende und die Nachtruhe heilig und keiner mag ausruecken wenn der Sturm wieder mal Bæume auf die Strasse gelegt hat oder die Strassen im Hochwasser verschwinden oder wenn es (was in der Gegend selten ist) mehr als 10cm schneit.
    Der erste Einsatz kam auch gleich einmal. Am Ostermontag kam der Schnee nach einem durchgeregenten Winter und er kam in Massen. Im Lauf des Vormittags haute es so 50cm hin und der eingeteilte Ræumdienst dem einzigen Pflug warf schon um 9h das Handtuch. Ich hatte mir Felix, den Kommuneneger (ein echter Neger der fur die Sozialleistungen der Kommune einen Tag in der Woche arbeiten musste) geschnappt und bin den ganzen Tag rumgefahren zum Autos rausziehen – viele hatten schon Sommerreifen drauf und landeten im Graben. Am Anfang hat sich Felix vor Angst fast in die Hose gemacht aber am Ende hatten wir echten Spass miteinander. Tja da standen dann an einem Kreisverkehr zwei Polizisten und mir fiel das Herz fast in die Hose. Aber auch sie hatten ihren Landcuiser in den Graben gesetzt und nach sehr freundlichem Palaver stellten wir ihre Kiste zurueck auf die Strasse. Von da weg gings schon mal besser mit den Herrn (und vielen Damen) in Blau. Als ich dann auch noch offiziell vorgestellt wurde, denn der Bereitschaftsdienst rueckt oft mit Polizeibegleitung aus war das Eis gebrochen und anstatt mich beim Zoll zu vernadern gaben sie mir Tipps von welchen Strassen ich wann wegbleiben sollte, trotzdem muste ich bei der normalen Verkehrskontrolle wie jeder ins Røhrchen geblasen.

    Forsetzung im Teil 2
    Barbarus hic ergo sum, quia non intellegor ulli.
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