Wenn ich nur darauf abstelle, wie sich das Fahrzeug fährt, komme ich zu dem Fazit: Macht einfach viel Spaß. Das Platzangebot für die Passagiere ist wirklich sehr großzügig bemessen. Das war es dann aber auch schon.
Der Zugang zu den Rücksetzenist nicht besonders gut und komfortabel gelöst. Es dauert auch einfach viel zu lange, bis der Sitz elektrisch verstellt ist, um ein-und auszusteigen. Da wird es schon sehr knapp, wenn ich z.B. meine Tochter zum Bahnhof oder zur Bushaltestelle bringe. Für mich als Fahrer ist das zurückstellen des Beifahrersitzes er unbequem gelöst. Trotz der längeren Türen beim 90er muss sich selbst meine doch noch recht schmale Tochter regelrecht am Beifahrersitz vorbeiquetschen. Eine erwachsene Person hat da schon sehr viel Mühe aufzubringen.
Durch die lange Tür ist der Sicherheitsgurt für mich als Fahrer recht schlecht zu erreichen, da dieser quasi weit hinter der Rückenlehne angebracht ist. Beim Abschnallen knallt das Gurtschloss ohne Abdämpfung recht heftig nach hinten, war sie ausgesprochen nervig und lästig finde.
Was gar nicht geht, ist die Funktionalität der Rücksitzbank und der nutzbare Kofferraum. Der Kofferraum ist so klein bemessen, dass ein Einkauf für die Familie dort keinen Platz findet. Leider lässt sich die Rücksitzbank nicht nach vorne verschieben, sodass sich das Kofferraumvolumen recht einfach etwas vergrößern ließe, ohne dass Kinder auf der Rücksitzbank in Platzprobleme kommen. Die Funktionalität beim Umklappen der Rücksitzbank ist einfach nur grottenschlecht gelöst. Die feste Laderaumkannte zum Schutz der Rücksitzbank stört unheimlich. Die Rück lehnen lassen sich auf das Sitzpolster nicht einmal flach auflegen, sodass immer eine schräge Fläche entsteht und damit keine echte Nutzbarkeit als zusätzlicher Stauraum gegeben ist. Wie konnte eine solch unglaublich schlechte Lösung überhaupt eine Freigabe erhalten?
Ich hatte auch Gelegenheit, das Fahrzeug im Anhängerbetrieb (Bootsanhänger) zu testen. Ausgestattet ist das Fahrzeug mit einer elektrisch aus klagbaren Anhängerkupplung und allen möglichen Hilfskameras für den Anhängerbetrieb. Noch nie bin ich ein Fahrzeug gefahren, bei dem sich jedes Geräusch des Anhängers regelrecht (wie bei einem Resonanzkörper) verstärkt in den Fahrgastraum ausgesprochen unangenehm überträgt. Schon auf einer normalen geteerten Wegstrecke hört man z.B. jede Bewegung des Bremsgestänge der Auflaufbremse extrem laut im Fahrzeug. Man hatte schon fast den Eindruck, man sitzt selbst direkt auf dem Anhänger. In einer solchen Gespannskombination möchte ich nicht mehrere 100 kmmit einem Bootstrailer oder Wohnwagen am Haken in den Urlaub fahren. Die Geräuschkulisse im Fahrzeug beim Anhängerbetrieb nervt gewaltig. Gespräche der Insassen untereinander sind hierdurch in ganz erheblichem Maße gestört bzw. eingeschränkt. Damit erfüllt das Fahrzeug eine der wesentlichsten Funktionen, nämlich ein gutes Zugfahrzeug zu sein, überhaupt nicht. Ich habe auch schon durch Nachfrage bei Lend Rover fahren müssen, dass es keine andere Lösung für den Anhängerbetrieb gibt. Vollkommen unverständlich ist mir auch, dass von Lend Rover auch keine feste Anhängerkupplung mit Verstärkung für den gewerblichen Einsatz angeboten wird. Ich habe einige schwere Anhängerin der Nutzung. 2 Tandemanhänger weisen dabei eine Länge von mehr als 9 m auf. Geht aus meiner Sicht also mit dem New Defender 90, 110 oder 130 gar nicht mehr vernünftig. Beim 130er, der wohl für mich persönlich am ehesten in Betracht kommen würde, bekomme ich sogar nur eine ein steckbare AHK; hier ist nicht einmal die elektrisch aus fahrbare AHK bestellbar.
.Ein weiterer nicht unwesentlicher Nachteil ist die ausschließliche Befestigungsmöglichkeit des schweren Ersatzrades an der Hecktür; nicht ohne Grund findet man ja von Drittanbietern Möglichkeiten der Demontage und der Abdeckung der dann verbleibenden Löcher in der Hecktür. Das schränkt die Nutzung der AHK arg ein. So kann ich dort nicht einen Scherenfahrradträger montieren, um kurz ein Fahrrad abzuholen. Auch die üblichen Schule-Fahrradträger lassen sich nicht vernünftig nutzen, da das Ersatzrad immer im Weg ist. Eine Verlängerung der AHK möchte ich nicht einsetzen, da dies die Traglast des Fahrradträgers weiter einschränkt. Die lange Hecktür erlaubt auch keine vollständige Öffnung, wenn ein Fahrradträger montiert ist oder Wenn z.B. ein Bootstrailer am Fahrzeug angehängt ist. Eine geteilte Heckklappe wäre hier eine brauchbare Lösung gewesen. Ja, ich weiß natürlich, dass dann Lend Rover nicht mehr die typische große Hecktür, wie sie beim Defender nun mal üblich war, in das Design des New Defender hätte einbringen können. Ich persönlich hätte jedenfalls hierauf gut verzichten können. Die praktischen Einschränkungen im Alltagsbetrieb Überwiegen so jedenfalls.
Was ich durchaus auch als störend empfinde ist, dass die ein oder andere Plastikverkleidung im Innenraum schon jetzt klappert oder knarrzt. Für meinen augenblicklichen Werkstattersatzwagen werden laut Liste über 95.000 € aufgerufen. Dieser Preis ist für mich nicht mehr nachvollziehbar, zumal das Fahrzeug aus meiner Erfahrung herausnur noch als tolles Spaßmobil taugt. Dass es Fahrzeug beim Fahren Spaß macht, reicht mir jedoch nicht. Damit dürfte der New Defender, egal mit welchem Radstand, bei mir keinem Platz in der Garage finden. Ich erinnere mich noch gern an meine Zeit mit meinem 110 HT (Ersatzrad auf der Motorhaube) aus den 1990ern. Diese schöne Erinnerung bleibt mir ja zum Glück erhalten
Gruß Micha
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