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Rotlicht und Standartenhalter. Die Serie als Sofortbildkamera.

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    #16
    Man man, das ist ja der große Chemiebaukasten

    Sehr interessant zu lesen, Danke für den Exkurs. Für mich war das alles neu, bisher keine Berührungspunkte damit gehabt

    Bin auf weiteres gespannt.

    Grüße


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      #17
      moin amigo,

      ich raste aus vor freude, wenn ich deine posts hier lese, voll wissen, können und idee. ich ziehe tief meinen hut. wahnsinn.
      wenn ich mir etwas wünschen darf: mehr davon, bitte!

      ich habe beruflich mit film zu tun (bewegtbild) und ein wenig mit fotografie (daher ist das hier natürlich doppelt toll für mich), aber das hier schlägt alles.
      genial.

      hab ganz herzlichen dank, dass du uns an deiner kunst und kenne teilhaben lässt. wow.
      ahoi und gutes zum sonntag

      fabi

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        #18
        Gerne,

        mich hat das Thema Kollodium Nassplatte aus 1850 schön abgeholt, als die Kneipen geschlossen waren. Alle paar Monate tauche ich da wieder ein.

        Wenn man vom Serien-Handbuch kommt, werden die Lesegewohnheiten beim einlesen auch nicht zu sehr überfordert. Die Literatur aus dem 19. Jhd liest sich sehr einfach und ist vom altdeutschen Stile her schon irre interessant. Die Illustrationen sind teilweise noch schöne Kupferstiche.

        Das Wissen ist seit 150 Jahren "Open Source" und "Sowohl für Photographen von Fach, wie besonders zum Selbstunterricht leicht fasslich."

        Handbuch-der-practischen-Photographie-6.jpg

        Natürlich gibt es auch Handbücher aus unserer Zeit, der letze Hype um das Verfahren ist ca 10-15 Jahre her.

        Mit Kids ab 12 kann man da schon auf interessant motivierende Weise anhaltende Aufmerksamkeitsspanne erlernen. Der Prozess muss wie am Schnürchen mit dem richtigen Timing und Sorgfalt funktionieren, mit viel Auge-Hand-Koordination und "wissen, was man macht". Schludern sieht man sofort, passiert aber jedem.

        Die Chemie ist schnell verstanden. Spatzerl hatte diesen Advent kompliziertere Plätzchenrezepte in petto. In der Schule vor +30J hatte ich das letzte Bild von Film auf Papier gebracht. Die hängen gebliebenen Chemie-Lücken dieser Schulbildung helfen aber bei der Kollodium Nassplatte nicht wirklich weiter. Gesunder Menschenverstnad reicht. Das Silberbad ist leicht korrosiv, der Aether im Kollodium sollte nicht getrunken werden.

        Die chemischen Substanzen gibt es, zur Vermeidung von Berührungsängsten, auch als Ready Mix Starter Kit. Die Materialien wie Schalen, Becher, Glas etc findet man in jedem 1€-Shop oder Baumarkt. Als kleine Einsteigerkamera funktioniert eine 50€-Flohmarkt-Plattenkamera in 9x12cm (siehe o.g. Bild der Espressomaschine). Ursprünglich für die später üblichen trockenen Glasnegative gedacht, passen da auch schwarze Aluplatten (das eloxierte in 0.8mm vom Klingelschildermacher) mit Nassfilm in die Kassetten. Rotlich nimmt man vom eigenen Fahrrad.

        Wer viel verbraucht oder mit den Rezepten zur Erzeugung vo Effekten rum spielen möchte, kann die Komponenten auch einzeln kaufen. Für die Gefahrenstoffe wird idR eine sog "Endverbleibserklärung" verlangt, da zB das Roh-Kollodium ca 8% Nitrose aka Schießbaumwolle und ansonsten den leicht entzündlichen Aether enthält. Die Erfindung des Nitro Glycerins soll übrigens auf den Versuch zurück gehen, das beim entwickeln und fixieren ausgefällte Silber wieder zurück gewinnen zu wollen.

        Neben dem handwerklichen Tun und dem immer noch herausragenden Bildergebnis bei Silber, den unvermeidlichen Imperfektionen und der Einzigartigkeit jeder Platte fasziniert vor allem die etwas entrückte Wahrnehmung des Lichts. Der Hauptbereich des Verfahren erfasst 300-500nm Wellenlänge, wovon nur ein kleiner Teil als lila/blaues Licht sichtbar ist. Je intensiver der UV-Anteil im Licht, desto mehr "sieht" der Film Dinge, die dem menschlichen Auge verborgen sind, während er alle Wellenlängen länger als Grün/Gelb weniger erfasst. Ein Camel-Trophy Landy in sattem Gelb würde als dunkles 70%iges Grau abgebildet, ebenso ein rotes Feuerwehrauto. Marine Blue LRC006 erscheint dagegen wesentlich heller als in Natura. (siehe unten mit schwarzen Blinkern)

        Das gibt erstaunliche Effekt, wie verschwindende Tattoos oder Hauttypen mit starker UV-Resilienz reflektieren metallisch. Sonnenverwöhnte Haut und Sommerspossen glänzen dann wie Bronze. Das irritiert den Betrachter so unterschwellig, dass man sich an der Schärfe und den neuen Seheindrücken (man sieht etwa wie Beutegreifer oder einige Reptilien) nicht satt sehen kann. Wenn man das Foto richtig gemacht hat.

        wet plate_page-0014_colors.jpg

        Dann ist da zu guter letzt noch die gute Haltbarkeit dieser Einzelstücke. Qualitäten, die man im didgitalen Zeitalter vermisst. Bis heute ist die Silberkollodium Nassplate die am längsten zu archivierende Speichermethode für Bildinformationen in immer noch überragender Qualität im ganzen bekannten Universum. Die besondere Lichtempfindlichkeit lässt einen auch nachtträglich die natürlichen Farben genauer reproduzieren, als bei modernem Schwarz Weiß Bild.

        Nicht umsonst hat man in St. Petersburg ab 2015 wieder damit begonnen, die nationalen (und für uns aufbewahrten) Kulturschätze wie Tafelsilber und Reichsinsignien von Zaren und Fürsten, von einem Meister seines Fachs auf Glasplatte in Silber archivierbar fotografieren zu lassen. Anders als Server und Zelluloid gehen die Glasplatten nicht in Rauch auf und behalten selbst nach einem Brand in die Glasoberfläche geätzte Informationen.

        So weit erstmal. Hier noch der obligatorische Serien-Bezug (bevor das zu "Off" wird) aus den ersten Versuchen:

        S2a109Collo.jpg

        Besten Ruß

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          #19
          Zitat von AMIGO109 Beitrag anzeigen
          weiter in Bild und Text....

          Das Bild wird auf Glas- oder Aluminium Platten festgehalten. Materialien, mit denen sich der Land Rover auskennt. Daher wird - in einem späterem Stadium der Übung - Glas und Alu mit LR-Teilenummer belichtet. Hier mal mein erster Designentwurf, ein LR-Heckseitenfenster auf der 3-Achsen-Bildstandarte aus dem Lichtmaschinenhalter des S3 FFR, Terassendiele, Nutprofilen und Linearführungen einer Drehbank mit Strapsen zu fixieren.

          rigg1.jpg

          Die Strapse waren in diesem Fall allerdings nur der fromme Wunsch, verschiedene Formate Autoglas - von Landy bis Volvo und Käfer - einfach adaptieren zu können. Ausreichend stabil um ein scharfes Foto zu schießen, ist das aber nicht.

          Daher wird zukünftig für jedes Scheibenformat eine Trägerplatte mit Stahlwinkeln und Magneten gebaut, die den Bildträger sauber an Ort und Stelle hält. Vorerst übe ich mit billigem Bilderrahmenglas aus dem Tedox-Tapetenmarkt.

          Das ganze flutscht passgenau in die bereits vorhandenen L-Profile zwischen den wunderbar parallelen Radkästen, die sonst den Lattenrost aufnehmen.

          assistantBB.jpg

          Die 36" / 914mm Brennweite der Tele-Linse fokussiert auf die Hälfte (457mm) dieser Entfernung zum Bildträger auf unendlich. Für alles was näher dran ist, muss der Abstand Bild-Linse größer werden. Dieser Balgenauszug beläuft sich bei dieser Kamera auf knapp 1.5m bis zur Schottwand hinter den Sitzen. Damit bekommt man bei genügend Licht Portraits größer 1:1 projeziert. Hier mal eine Projektion der FKD Kamera auf eine 30x40cm Platte im noch nicht völlig abgedunkelten Auto auf halben Weg zum vollen Balgenauszug. Noch nicht ganz 1:1.

          _DSC0110.jpg

          88er und 109er müssen sich in ca 8-10m vom Fotografen platzieren um in diesem Querformat für 30x40cm Platten oder MTC5309, MTC5311 (die hinteren Türscheiben vom 109er Safari. Nur echt mit dem Glasknauf, reserviert für Serien Portraits) selbiges zu füllen. 10 Scheiben konnte ich aus einer stock clearance bei SP ergattern. Zudem liegen 2 Sätze Windschutzscheiben bereit, aber der dafür benötigte Silberbadtank will erst noch gebaut werden.

          Das 4ltr-Silberbad für og. Seitentürscheiben ist heute angesetzt worden. Bis das morgen reif ist, habe ich heute schon mal das Set-Up mit ein paar kleinen schwarzen 13x18cm Acryl Platten und einem Selbstbildnis aus Schulzeiten als Modell erprobt.

          Das Ergebnis geht für den Anfang schon mal durch...1. unscharf (habe mich in der Kamera offenbar bewegt), 2. hat einen beim Platten Handlig auf die Nase bekommen ist aber schön scharf und kontratsreich, das 3. hat sogar nen Hintergrund spendiert bekommen.

          3xscream_dr.jpg

          Auf dem Scanner sieht das milchiger und pickeliger aus, als es wirklich ist.

          scream2_ps.jpg
          "Neulich bei der HU", Kollodiumsilber auf 13x18cm Acryl, LR 109 36" Field Camera


          Ich übe mal weiter bis es sich lohnt, echte Landys auf echtes Land Rover Glas mit dem Land Rover zu bannen. Habe da schon einige Kandidaten unter Euch im Hinterkopf und werde Euch dann auf Treffen und vor Euren Garagen auflauern.

          Besten Ruß​
          Ironischer Weise hat´s im Kamera-Thread die Bilder aus Post Nr.2 nach ein paar Tagen raus gekegelt. Im alten Forum gab´s mal nen How-To "Bilder einfügen" Thread, den habe ich im neuen Forum wohl nötig und wäre dafür sehr dankbar.

          Hier der Nachtrag

          Kommentar


            #20
            Moin,

            heute möchte ich Euch an einer weiteren Premiere teilhaben lassen. Es wurde zum ersten Mal ein Land Rover Santana mit dem Land Rover Santana fotografiert. Dazu gesellte sich ein toller VW T2, der erst kürzlich aus einer Werksfeuerwehr entlassen wurde.

            Die Gelegenheit möchte ich außerdem nutzen, um mich endlich bei Ahonn hier aus dem Forum herzlichst für die Anfertigung mehrerer Adapterringe zu bedanken. Ohne seine erstklassige Maßarbeit wäre die zweite britische Luftaufklärerlinse in 600mm Brennweite heute nicht zum Einsatz gekommen.

            _DSC0426.jpg
            Es muss die Vorfreude und die Eile gewesen sein, die mich das LWB Canvas Top zur Verdunkelung hat vergessen lassen, aber ein Stück Pappe aus dem Container tut´s zur Not auch ...

            _DSC0428.jpg
            Die Verdunkelung um´s Objektiv ist immer noch PVC-Teichfolie. Bei passender Gelegenheit werde ich mir mal die Nähmaschine erklären lassen und einen ordentlichen Faltenbalg aus Stoff anfertigen.

            _DSC0429.jpg

            Schnell noch ein Schnapschuss vom Innenleben der Kamera und Dunkelkammer...

            _DSC0432.jpg

            Hier das halbfertige Ergebnis im Fixierbad. Der helle Balken rechts ist eine Spiegelung von sonst woher. Das Rot der Feuerwehr und das Gelb der Nebelscheinwerfer am Santana werden vom Kollodium nicht mehr als Farbinformation erkannt.

            Oben in der Schale steht ein Tinype, Probeschuß auf schwarzem Alu, mit der 9x12 zur Abklärung der Belichtung geschossen. Hier reichten 15sec bei f6.3, was der Offenblende der Luftaufklärerlinse entspricht. Diese wurde um zwei Blendenstufen abgeblendet, um der messerscharfen Tiefenschärfe etwas mehr Raum zu geben. Was zu 60sec Belichtungszeit in der schattigen Scheune mit Streulicht führte.

            _DSC0433.jpg
            Das muss abtrocknen, um weiter mit Sandarak und Asphalt überzogen zu werden. Außerdem ist immer nach 5 Bilder pro Post Schluss.

            Besten Ruß

            Edit wirft noch ein, beide Fahrzeuge stehen zum Verkauf. Taschentuch gepflegte Feuerwehr mit 19tkm sowie kompletter und laufender 88er Diesel in einem Zustand, der etwas Arbeit erfordert, Chassi ist in Ordnung. Kontakt stelle ich bei Interesse gerne per PN her.

            Kommentar


              #21
              30x40cm, Ambrotypie
              finaltwins.jpg
              Besten Ruß

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                #22
                Moin,

                ohne Servo und mit zunehmender Zufahrtsbeschränkung zu interessanten Motiven erwuchs die Überlegung, den Landy zwar weiter als mobile Dunkelkammer zu verwenden, aber nur noch für sperrige Autoglasformate, die nicht in eine Plattenkassette passen, zur Kamera umzufunktionieren. Mit ca 10 Minuten Zeit, die Nassplatten immer nass zwischen einer Kamera und der Dunkelkammer zu bewegen, sollte sich ein erreichbarer Parkplatz immer finden lassen.

                Der Bau einer passenden Kamera für die beiden 26" & 36" f6.3 und damit riesigen britischen Luftaufklärungsobjektive aus WW2 war zudem eine notwendige Folge nach Einbruch in OP1/Dunkelkammer und Werkstatt, bei dem nicht nur meine russische Holzkamera samt Stativ, sondern auch so ziemlich alles an elektr. Werkzeugen (von Nähmaschine über Kompressor bis Schweißgerät) abhanden gekommen sind. Irgendwie musste es ja mit den Resten des Fotolabors weiter gehen und an den beiden riesigen Klumpen Glas fanden die Herren Einbrecher zum Glück kein Interesse.

                36'f6.3-f16-WrayDallmeyer.jpg
                Das 36" f6.3 Wray


                Wray_26'f6.3_2.jpg
                Das 26" f6.3 Wray Objektiv

                An der Stelle nochmals besten Dank an Aaron für die hilfreiche Fertigung des custom made Adapterrings für u.a. das 26" Objektiv.

                Hier also das Ergebnis aus ein paar Nachmittagen Laubsägearbeit mit der Handsäge an Resten aus dem Schweineeimer und dem Altpapiercontainer. Die Alu-Laufschienen konnten so, wie sie sind, aus dem Gerüst für die Landy-Kamera-Bildstandarte verwendet werden. Es lassen sich also nun zwei Kameras - eine konventionelle, mobile und der Landy - aus den selben Teile fertigen. Glückliche Fügung ließ ein ausreichend tragfähiges Stativ für 30€ von Karl dem Kunstlehrer und einen passen 50x50cm Balgen aus einem Schullabor für 110€ via ebay zulaufen. Man kann ja auch nicht immer Pech haben...:
                DIY_cam_1.jpg

                Formate bis 30x40cm - die Größe einer Landy Seitenscheibe in den hinteren Seitetüren - sind immer noch möglich. Zur Zeit kallibriere ich die Fokusmattscheibe allerdings auf den Überbleibseln der 13x18cm Restbestände von der verlustigen Russenkamera.



                So langsam taste ich mich an das nötige Gefühl für die Belichtungszeiten der Linsen heran. Konventionelle Belichtungsmesser bringen beim hohen UV-Spektrum des Verfahrens nicht wirklich was und an einem sonnig bis verhangenen Tag die Licht- und Schattenwechsel während einer 6-8 Minuten Belichtung bei komplett geschlossener Blende genau abzuschätzen, erfoderte einige Reihenuntersuchungen...
                series_6.jpg


                To stay on topic ein ganz nett gewordener Schuss aus 35m, wie sich der Landy aus dem Dickicht schleicht...
                santana-fully-open-300dpi-no_no.jpg
                Trotz der weiten Entfernung zum Objekt war beim 36" Teleobjektiv die Einstellgrenze zu "unendlich" bei den 35m noch nicht erreicht

                Freue mich jedenfalls auf zukünftige Fotosafaris und andere Landys, die dabei durchs schleichen. Solange noch geübt wird, gibt´s die "Selfies" mit Forenrabatt zum Selbstkostenpreis.

                So long

                Besten Ruß

                Edit möchte anmerken, dass die Komprimierung auf 500kb pro Bilddatei die echte Schärfe leider nicht zeigt. In echt tausendmal toller, ehrlich....;-)

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                  #23
                  Sehr geil!

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                    #24
                    Moin,

                    schön, dass sich die Sache Weiterentwickelt. Die Kamera sieht toll aus. Schön zu sehen was man doch so alles basteln kann.
                    Gottseidank haben die Halunken nicht alles mitgenommen bzw. wussten nicht was ihnen entgangen ist.

                    Viele Grüße
                    Aaron

                    Kommentar


                      #25
                      Zitat von Ahonn Beitrag anzeigen
                      Moin,

                      schön, dass sich die Sache Weiterentwickelt. Die Kamera sieht toll aus. Schön zu sehen was man doch so alles basteln kann.
                      Gottseidank haben die Halunken nicht alles mitgenommen bzw. wussten nicht was ihnen entgangen ist.

                      Viele Grüße
                      Aaron
                      Danke sehr. Mehr als "basteln" kann man das unter den gegebenen Umständen leider nicht mehr nennen. Deine Ringe sind das einzig 100%ige an dem Trumm. In Kombination scheint sich das geschnitze aber irgendwie auszugleichen. Die handwerklichen Schwächen liegen (noch) eher im chemischen Bereich. Der Entwickler wird schnell alt und sehr agressiv, da versemmel ich noch am meisten beim Timing.

                      Die Verwendung der Objektive in der Art ist mal echt eine Entdeckung. Für das 36" hatte mal wer in nem US-Forum eine 6x9cm Mittelformatfilm-Kamera gebaut und tolle Bilder gezeigt. Der enorme Bildkreis von rund 1m und der riesige Sweet Spot verlangen quasi die Verwendung für großformatige Sachen. 13x18cm sieht schon sehr geil aus.

                      Was Wiki zu dem 36"er mit "spherical aberration at full aperture" meint (also die leichte Versetzung der Fokuspunkte bei Offenblende) sieht man schön in dem Vergleich zwischen "offen" @ f6.3 und "stopped down" @ f16 für dass das Rad schön still gehalten hat:

                      Hier "offen" mit hauchdünner Schärfentiefe rund um die fokussierte Vorderradbremse. Kurz davor und dahinter (zb Klingel & Bremsgriffe) erzeugt die Fokuspunktverschiebung einen glimmenden Effekt, den man bei klassischen Filmaufnahmen natürlich durch moderne Linsenarchitektur vermeiden möchte (oder einfach abblendet), der aber dem sehr gesuchten cremig-dunstigen Effekt alter Petzval-Objektive aus der Nassplattenzeit Mitte ded 19.Jhd. sehr ähnlich kommt. Bei f16 braucht das kollodium mit ca ISO1 allerdings bsi zu 8 Minuten bei bedecktem Himmel, für eine ausreichende Belichtung. Portraits gehen da nur mit wirklich ruhigen Kandidaten;-)
                      bike-fully-open-300dpi-no_no.jpg

                      Völlig abgeblendet auf f16 verschwinden diese physikalischen Fehler, der Fokuspunkt aller Lichtstrahlen aus dem kompletten Glas treffen sich in exakt einem Punkt und ergeben nicht nur ein fehlerfreies scharfes Bild auf die fokussierte Stelle (wieder die Vorderradbremse) sondern vergrößert den Bereich der Schärfentiefe auf ca 1m, bis zum Sattelrohr:
                      bike-fully-stopped-300dpi-no_no.jpg

                      Besten Ruß

                      Kommentar


                        #26
                        Sehr schön und sehr interessant

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                          #27
                          Zitat von AMIGO109 Beitrag anzeigen
                          antrieb linke rahmeseite hab ich noch nie gesehen, was ist das für eine radmarke?
                          если ты не можешь читать это, ты - житель Западной Германии:o:D

                          Kommentar


                            #28
                            Das Rad ist ein GIANT CADEX 980C, die Speerspitze der Carbon Rennräder in den frühen 1990ern und das einzige, dass den ersten Schritt vom Stahl- zum Alu-gemufften Carbonrohr ohne knacken und knarzen damals bewältigen konnte, bevor man sich in Taiwan eigene Konklaven leistete und ganze Rahmen am Stück backen konnte.
                            War nen Corona-Projekt. Als runter gerocktes Bike für 150 ersteigert und dann aufpoliert und zum Rücken schonenden City-Flitzer aufgebaut. Der Rahmen hat schönen Flex und die Gabel heute für Rennräder untypisch komfortablen langen Nachlauf.

                            Dass die Kettenblätter auf der falschen Seite zu sehen sind, liegt daran, dass die Bilder auf schwarzem Alu oder Acryl seitenverkehrt aufgenommen werden. Erst die Belichtung auf Glas und anschließende Beschichtung mit schwarzem Asphalt ergibt ein naturgetreu projeziertes Bild, weil man es dann von der Rückseite betrachten kann. Mit den vorgeschwärzten Platten erspart man sich die siffigen Arbeitsschritte mit dem Asphalt.
                            Bei dem Bike habe ich wohl vergessen, beim scannen zu spiegeln. Beim Landy (auch auf schw. Alu seitenverkehrt) muss ich wohl dran gedacht haben, weil das Kennzeichen sofort auffällt. Bei den Bildern ging es aber auch eher um die Analyse meiner Einstellungen zu Schärfe "vorne" und "hinten" und der der Chemie, was wo links oder rechts zu sehen ist, war da zweitrangig. Sorry für die Verwirrung.

                            Besten Ruß
                            Zuletzt geändert von AMIGO109; 23.05.2023, 21:59.

                            Kommentar


                              #29
                              interessantes Thema - schöne outputs!

                              Kommentar


                                #30
                                Das Projekt musste kurzfristig pausieren. Man benötigte erst vier neue Kolben in der rollenden Dunkelkammer, welche jüngst anständig eingefahren werden wollten.

                                Glaubt man dem Papst Richard Turner, setzen sich die Kolbenringe am besten, wenn der Wagen gut beladen ist und elastisch bewegt wird. Eine gute Gelegenheit also, mal auszuloten, ob neben dem Krempel für Tage mit Wind auch die Dunkelkammer für Flautentage noch irgendwie auf Reisen unter zu bringen und praktisch einzusetzen ist.

                                Unterwegs stellte sich natürlich heraus, dass man beim ersten Mal von allem immer viel zu viel dabei hat und das Packmaß der kleinen mobilen Studioausrüstung ließ sich im Laufe der Reise auf eine kleine Kiste mit Kamera, Chemie und Equipment reduzieren, welche noch unterm Bett Platz fand.

                                tintypesholland.jpg
                                Fixieren und wässern darf bei Tageslicht draußen gemacht werden. Die eigentliche Dunkelkammer zum vorbereiten der Platten und anschließendem entwickeln hinten im Auto mit den Entwickler- & Abwasserschalen und dem Silberbad könnte - einmal eingerichtet - auch größere Formate bis 30x40cm verarbeiten. Der Transport einer entsprechend großen Kamera und der entsprechenden Bildplatten hätte aber unter aktuellen Umständen zu viel Platz in Anspruch genommen. Ich schwanke noch zwischen nem kleinen Anhänger oder einer wetterfesten Dachbox*. Daher wurde zu meiner Reisefoto-Premiere nur die kleine 9x12 Laufbodenkamera mitgenommen.

                                Groß (tintypeswindmill).jpg
                                Das Ergebnis ist nicht ganz Fleisch und nicht ganz Fisch geworden. Der 2. Oktober war so sommerlich, dass sich die Wärme ziemlich in der Dunkelkammer staute. Der Entwickler wurde blitzschnell und aggressiv und der Trägerfilm zog sich vom Rand der Bildplatte weg. Optimal sieht anders aus.
                                Leider wurden weitere Rezepte, Experimente und Übungen immer wieder unterbunden. Das ganze Vorhaben an der urigen Windmühle zog Horden von neugierigen Radfahrern an und später kam doch noch Wind auf, was die Prioritäten sofort verschob.

                                Als Fazit dieser ersten Reise mit Nassplatten-Kamera im Gepäck kann ich jedenfalls festhalten: Sollte sich mal die Notwendigkeit ergeben, die Serie neben den Pyramiden, dem Taj Mahal und der Oper von Sydney für die Ewigkeit auf Photoplatten festhalten zu wollen, sollte das durchaus möglich sein, ohne den Komfort der Reise unnötig einzuschränken. Irgendwann wird die nötige Übung schon akzeptable Bilder produzieren.
                                Für den Scherz, fern der Heimat mit dem Auto als Kamera auf großen Land Rover Fenstern zu belichten, muss ich noch am Packmaß feilen oder andere Hobbies opfern.

                                So long. To be continued...

                                Besten Ruß

                                Kommentar

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