nach über einem Jahr Defender TD4 (unser erster!) und knapp 30.000 km habe ich das Gefühl, dass sowohl beim Hersteller als auch bei vielen Kunden allmählich vergessen wird, warum dieses Auto eigentlich seit 60 Jahren auf dem Markt ist, wo es von einer treuen Fan-Gemeinde (wir!) und überzeugten gewerblichen Nutzern (noch) stetig nachgefragt wird.
Was zeichnet also ein Auto aus, das oberflächlich betrachtet schon lange nicht mehr mit den üblichen Qualitäts- und Ausstattungsstandards mithalten kann?
Es sind die besonderen Eigenschaften, die heute kaum ein anderes Auto vorweisen kann:
+ Hervorragende Geländetauglichkeit,
+ Lange Lebensdauer
+ Hohe Haltbarkeit und Zuverlässigkeit
+ Einfache, robuste Technik
Das sind zumindest die wesentlichen Tugenden, die bei uns zur Entscheidung für den Defender geführt haben. Den Wagen wollen wir gerne bis zur Rente fahren, da wir uns nicht alle 2 Jahre einen neuen Wagen leisten können.
Aber ist das wirklich die Realität oder nur noch Legende?
Die hier im Forum geposteten und diskutierten Fälle von Aufällen und Mängeln des TD4 zeigen meiner Meinung nach, dass eben genau diese Tugenden zu Gunsten von werksinternen Kostenoptimierungen speziell im Bereich der Zulieferteile aufs Spiel gesetzt werden.
Wir alle kennen neben der legendären Robustheit auch die legendäre Nachlässigkeit bei der Montage unserer Lieblinge. Da wird munter vergessen, verwechselt, vermurkst und alle akzeptieren das mit einer romatisch-klischeehaften Vorstellung von proletarischen schlechbezahlten englischen Arbeitern, die zwischen Pint und Football mit alten Werkzeugen oder den eigenen Händen (!) dieses Auto zusammen bauen müssen.
In Wirklichkeit wird hier bewusst an der Verarbeitungsqualität gespart, um weiterhin ein robustes zuverlässiges Geländefahrzeug zu einem akzeptablen Preis anbieten zu können. Das Land Rover es besser kann, kann jeder an den anderen Modellen sehen. Ein Freelander kostet mal schnell 15.000 - 20.000 € mehr. Den Tribut zahlen alle gerne, da Sie wissen, welche die wahren innerern Werte Ihrer Investition sind. Wer beides will, muß eben tiefer in die Tasche greifen und sich einen "G" bestellen der locker das Doppelte kostet (und scheiße aussieht). Die Verarbeitungsfehler lassen sich meistens leicht (selbst) beheben und werden mit einem verträumten "das ist halt Land Rover" fatalistisch grinsend kommentiert.
Zurück zum TD4. Hier treten jetzt vermehrt Mängel an Motor und Antrieb auf, die man oberflächlich betrachtet als Kinderkrankheiten der fast vollständigen Neukonstruktion der Antriebs-Gruppe ansehen kann. Eine fehlkonstruierte Ölwanne und eine unterdimensionierte Kupplung lässt aber auch den Schluss zu, dass hier auf angemessene Dauertests unter realistischen Bedingungen verzichtet wurde. Hier wird also von LR aus finanziellen Gründen äußerst fahrlässig in Kauf genommen, dass das einzige objektive Kaufargument für dieses Fahrzeug verloren geht. Ein gutes Image, auch eines das über 60 Jahre erworben wurde, kann sehr schnell verloren gehen. Warum gibt LR das auf? Es wurde ja schon einmal über eine veränderte Zielgruppe diskutiert ebenso wie bekannt wurde, dass der Defender nach dem TD4 eingestellt wird. Alles Spekulation.
Was mich an dieser Situation besonders stört, und weswegen ich diese vielen Worte schreibe ist folgendes:
Die Art und Weise wie Land Rover mit Mängeln umgeht, die quasi an der Substanz nagen, kann ich nicht nachvollziehen. Wenn eklatante Mängel bekannt werden, wird zwar an der Behebung gearbeitet, die Lösung aber nicht automatisch jedem potentiell betroffenen Kunden angeboten. Da spekuliert man wohl eher darauf, dass der Fehler nicht auftritt oder auffällt und das von denen die es merken, sich ein Großteil aus dem oben beschriebenen Fatalismus (is halt Land Rover) damit abfindet. Leider habe ich diese Einstellung auch schon hier im Forum gesehen.
Dass diese Mängel und ihre Folgen im Einzelfall zu lebensbedrohlichen Situationen führen können (z.B. in der Wüste), wird in Kauf genommen. Es handelt sich ja nicht um primär sicherheitsrelevante Teile. Die meisten Kunden fahren ja eh nur Autobahn.
Und was ist mit denen, die sich auf die legendäre Zuverlässigkeit verlassen haben?
Ich bin der Meinung, wir sollten weiterhin auf eine fachgerechte Beseitigung aller Mängel drängen, damit dieses Auto uns lange Spass macht. Wer weiß, welche versteckten Mängel noch so im verborgenen schlummern und uns vielleicht erst 1 Tag nach Ablauf der Garantie überaschen? Romantik und Fatalismus hilft hier nicht weiter.
Gruß
Pit
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