"Geschichten aus Stümperland"
Ich muß ein wenig ausholen...
Als ich im Mai letzten Jahres unverhofft, aber in voller Absicht in den Besitz einer Serie 3 gekommen bin, ohne jemals näher als ein paar Schritt an nen LR ranzukommen, begann für mich eine leidenschaftliche "learning-by-doing"-Phase meines Daseins als Motorist.
Und irgendwie hab ichs immer geschafft mit Kreativität, Mut, Wahnsinn, Guidos Hilfe, Eurer Hilfe, dem WHB und Glück meine Kiste am Laufen zu halten.
Bei unsrer ersten Begegnung fuhr sie 40 km/h im vierten Gang (OD war eher sinnfrei).
Nach einem Werksattaufenthalt noch in Spanien vor der Überführung kam ich dann auf -geschätzte- 90 km/h (manche LKW konntich überholen, manche nicht --> 90) ;-)
Bei meiner rundum Orientierungsschrauberei im Sommer letzten Jahres fand ich dann im Tank so braunes Sediment, ca. 1 cm Schlonz ("Dieselpest"?) am Boden. Daraufhin hab ich den Tank mit ner Spülbürste und Verlängerung ausgeschrubbt so gut das ging... Und mir vorgenommen, bald nen neuen zu bestellen. Für unsern Norwegentripp hats prima gelangt, ich hatte ja keinen Vergleich und keine Ahnung...
Mir fallen da zwei Gelegenheiten ein, bei denen ich hätte stutzig werden sollen:
Guido hängt mich am Berg ab mit seinem Benziner (der zugegebenermaßen super läuft und mich wahrscheinlich immer abhängen wird) und meint noch sinngemäß: "da hättich aber mehr erwartet!" und im Foruim drückt mir jemand seinen Neid aus mit den Worten: "Gratuliere, der Sechszylinder macht bestimmt Spaß!"
So, nu isses so, daß ich vor 3 Wochen mal ne längere Autobahnetappe fahren mußte, um unsern Campingkrempel und das Dachzelt in Mannheim zu holen. Sehr weit bin ich nicht gekommen... in Weimar war schon Schluß (von Jena aus). Erst hatter das Gas nicht mehr gut angenommen, daran hatte ich mich schon gewöhnt, und auch nen konktreten Verdacht. Aber dasser sogar ausgeht und ich grad noch in die Ausfahrt rolle, hat mich dann doch überrascht. Also schlag ich meine Werkstatt auf und beginne damit mein Dieselsystem von hinten nach vorne durchzuchecken.
Als erstes nehm ich den Sender aus dem Tank und finde was ich erwartet habe (Erfolgserlebnis, ich hatte tatsächlich die richtige Idee, bin richtig stolz da am Straßenrand mit meinem Seriepuzzle :-D): jede Menge brauner Schlonz am Siebchem am Ende des Saugrohres. Also Zahnbürste raus und frischgemacht. Allles wieder zusammen, Sedimentabscheider geguckt, Spritfilter und dann entlüftet und losgeht´s. Oder auch nicht. Die Kiste springt nich an :-(
Bin ratlos. Eigentlich war ich mir sicher, das Problem behoben zu haben und Entlüften kann ich inzwischen echt gut (egal ob Diesel oder Bremsen oder Kupplung ;-P). Ich lese das WHB. Ich grüble. Ich glühe 30 sec. vor. Ich lese das WHB. Ich drehe die Überwurfmuttern von jedem Einspritzventil und gucke ob Sprit kommt (Haube liegt schon lange im Gras), Alles wie es soll, springt nich an... Hm
Ich rufe extrem widerwillig den ADAC. *Niederlage* 1 Stunde Schrauben ohne Erfolg...
Der ADAC kommt. Ich erzähl meine Geschichte, er gibt mir Recht. Weiß auch nicht was einen Saugdiesel noch vom Anspringen abhalten soll. Sprüht Starthilfe in den Luftansaugschlauch, Auto springt an... Wir gucken uns an, schütteln mitn Kopf.
Zurück auf der BAB, ich kanns kaum glauben, die Karre rennt wie auf Epo. Erst denk ich, klar Starthilfespray, is irgendwie wie Nitro... Dann fällt mir auf, wie schwachsinnig diese Erklärung ist. Der Gute kriegt nur grad zum ersten Mal soviel Diesel, wie er braucht, um mein Kommando "Full ahead" am Maschinentelegraphen in Vortrieb umzusetzen. Ach du Scheiße, fliegt die Kiste... Mein Tacho geht in der Regel etwa 20% nach, was mir das Ordnungsamt Jena kürzlich mittels einer kleinen, aber gut gemachten Photoreportage amtlich bestätigt hat. Bei Achtzig (!) leg ich dann den OD ein und brause fortan nicht nur an LKW vorbei (*leicht irrsinniges Lächeln*). Der Tacho steht so bei 115 (ich fang an zu rechnen und geh dann vom Gas). Schauder!
Doch die Freude hält nicht lang, so 150 km, dann roll ich wieder rechts ran, pack die Zahnbürste aus usw. den Rest könnt Ihr euch denken.
Jedenfalls beschließe ich, dringend nen neuen Tank zu bestellen. Und Starthilfespray...
Gesagt getan. Paddock, wie meist am günstigsten, liefert in 4 (!) WT für 105 GBP. Hätt ihn auch in D für 670 € bestellen können...
Ich bin erfreut - bis zum Auspacken. Paddock hat mir nicht geliefert, was ich bestellt hab (rearfill LWB six screw sender Diesel), sondern einen rearfill LWB Benzin mit dem Sender zum Klemmen, ohne Rücklauf (klar - Benzin) und ohne Anschluß für "Reserve"-Anzeige. Mir fällt allerdings zunächst nur auf, daß die Artikelnummern falsch sind und der Sender der zum Klemmen. Daß ich einen Benzintank ohne Rücklauf hab, merke ich heute Mittag beim Einbauen... I´m not amused.
Aber nicht so schnell - Erstmal frag ich nach, 3 Emails später bin ich versichert, daß der Tank paßt und der andere eh nicht mehr lieferbar ist... Ich muß hier erwähnen, daß meine Erfahrungen mit Paddock bisher ausnahmslos sehr positiv waren. Schnelle Lieferung, sehr netter und flotter Kontakt.
Heute also Schraubertag, ach welche Lust! Und wie kurzlebig!
Zunächst muß ich meine Konstruktion mit den beiden 20l Jerrycans hinter dem Beifahrersitz abbauen, mit der ich nach Hause gefahren war (hat super funktioniert). Da ich den Rücklauf nicht umgebastelt hatte, ist leider mehr Diesel im Tank als ich gehofft hatte (was aber auch bedeutet, daß er weniger verbraucht hat, als ich dachte *think Rover*). Wurscht, alles abgeschlossen, drunter gelegt, abgeschraubt, wech mit dem Seuchenpfuhl. Jetzt wird deutlich, daß in dem neuen Tank ein Loch fehlt. Undzwar das für den Rücklauf (mit den beiden seitlichen Schrauben und der ovalen Dichtung. Die Dichtung wird erfolgreich gerettet. Und nach kurzer Beratung mit meinen Schraubfreunden vom Trabbiclub, beschlossen, daß der Tank eben angepaßt werden muß!
Wir schneiden an passender Stelle ein Loch für das Rücklaufrohr ins Blech und fixieren mit selbstschneidenden Blechschrauben, hält Bombe. Mal sehen wie lang, die Verstärkungsplatte, die im Original die Gewinde trägt konnten wir halt nicht nachdengeln.
Jetz noch fix den Sedimentabscheider geleert und dann Diesel rein. Halt, da fällt mir beim Reinigen des Einsatzes im Tankstutzen auf, daß die Kette, die diesen im Stutzen sichert entzwei ist, das geht natürlich nicht, da ist das Reinigen ja viel zu einfach und man könnte den ja verlieren, wenn man mal mit offenem Tankdeckel ne Eskimorolle macht... Also versuche ich, das Kettenende im Stutzen mit meiner trusted Toothbrush zu angeln. Was soll ich sagen, ich hab jetzt ne Zahnbürste im Tank... Vielleicht reinigt die ja bei entsprechend forscher Fahrweise die Innenwände periodisch?
Na denne, Diesel rein, Juchhu! Als ich so bei 10-12 Liter bin, meint der Igor (mit Bratwurst und Jolle inner Hand): "Du, da dropft was!" Ich:" Nee, oder?"
Und ob das dropft, das dropft sogar ganz ordentlich, aber nicht wo ich rumgeschustert hab, sondern aus der Schweißnaht an der Ablaßschraube... I´m not only no longer not amused but bloodthirsty...
Programm für Sa, den 26.07.2008:
Neuen Tank raus, Zahnbürste bergen, Trocknen, Schweißen, Grillen, Einbauen, böse Email nach England schreiben.
Gut Nacht und LG Nico
Danke Bernd, Danke Dirk, Danke Igor (und sorry für die Schuhe!).
P.S. Klar, ich hätt auch Alles wieder einpacken und zurückschicken können - aber hey, wo bleibt denn da der Spaß?
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