die letzten Monate war ich hier stummer Leser, während ich mich durch die Angebotslandschaft der L322 in DE durchgearbeitet habe.
Nun ein Hallo: Ich bin Henri, 25, frisch fertiger Student aus Karlsruhe und mit einer Pause über Sommer. Im Herbst geht dann der Ernst des Lebens los. Bin schon länger in den L322 verschossen, so sollte es jetzt einer werden, um Corona-Konform reisen
und auch übernachten zu können (Ja, ich nutze ihn als Camper!).
Mein Budget: 10t€. Inkl. Ertüchtigung, Dachzelt, Anmeldung (Steuer/Versicherung). So war die Auswahl eingeschränkt. Mit dem Wunsch, einen permanenten Begleiter zu finden, waren auch scheinbar anfälligere Motorisierungen in dem Preissegment außen vor, es blieb bei den BMW M62 und M57 Motoren. Den M62 habe ich mal im E39 kennen lernen dürfen. Traumhafte Maschine, aber in den Kosten/km selbst als LPG-Umbau noch teurer als der Diesel. Wo in Europa brauchts die Leistung des M62? Auf der BAB. Wo möchte ich gerne rumfahren? Adria, iberische Halbinsel und in den Skanden. Also fiel die Wahl auf den 177 PS-Diesel. Dessen letzte und leistungsstärkste Ausbaustufe als M57TÜ2TOP habe ich in einem E91 LCI und bin seit einigen Jahren bestens zufrieden. Seit Februar habe ich so jede Woche etwa einen L322 angeschaut in der Preisklasse bis 7000€ - und wurde jede Woche aufs Neue enttäuscht. Entweder war ich zu langsam (seltenst) oder das was es für das Budget gab war 1) braun bis auf die Knochen 2) ein halbes Aquarium 3) mit eletronischem Eigenleben ausgestattet oder klassisch 4) total runtergerockt und verbastelt (fast immer).
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Mein ewiges Studentenauto, ein Astra F Caravan stirbt aktuell einen qualvollen, unaufhaltsamen Rost-Tod. Also habe ich mögliche Rostfreiheit als Priorität Nr. 1 erkoren. Wo finde ich wenig Rost? Dort, wo wenig gesalzt wird. So habe ich angefangen, in Italien, Spanien und Griechenland zu suchen (EU = einfachere Anmeldung in DE, so die Annahme).
Und ich wurde fündig: Ein 2002er TD6, aus einer und erster (italienischer) Hand, mit nachweisbaren originalen 140.622 km auf dem Tacho und einiges an Doku. Wartungsnachweise handschriftlich und eher mau (O-Ton: "Der Staat hat schon genug von mir bekommen"). Preis: im Budget. Der Halter ist Jahrgang 1931 und hat noch weitere schöne Autos. Als Schattenseite jedoch hat das Auto null Ausstattung. Keine AHK, kein Schiebedach, keine Sitzheizung, keine Komfortsitze, kein Navi oder gar Bildschirm und feine Details wie beheizte Frontscheibe, Lenkradheizung oder ein schönes Soundsystem sowieso nicht. Die gesamte Steuergerätmulde hinten links - gelegentlich als Biotop gesehen - ist leer. In meinem Fall eigentlich ein Plus: Wo nichts ist geht nichts kaputt. Was er hat: Klimaanlage, PDC, Luftfahrwerk, Radio. Und rundherum Trittbretter, Mud-Flaps und den großen Kuhfänger. Aber das Beste: Nirgends Rost. Weder an Achsteilen, noch an der Karosserie, noch unter den Schwellerverkleidungen an den Wagenheberaufnahmen oder der Ersatzradmulde. Oder sonst wo. Dort wo im Werk kein Unterbodenschutz aufgetragen wurde, findet sich schönes Oslo Blue Metallic. Das Luftfahrwerk sieht aus wie neu, ist aber in sämtlichen Komponenten noch wie aus dem Werk. Die Bälge sind sauber, ohne "Dreck-Ringe", sämtliche Komponenten arbeiten wie sie sollen und der Drucklufttank ist wasserfrei und (trotz Aufkleber aus 2002) metallisch Blank, ohne eine Spur Rost.
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Nach einer Corona-Regel-gerechten Besichtigung, neuem italienischen TÜV für den Export, dem Kauf und anschließender Abmeldung aus dem italienischen Fahrzeugregister folgte der Transport per Anhänger über den Brenner und den Fernpass. Der verwendete GLE 350d hatte bergauf alle Mühe, zumahl Anhänger und RR zusammen deutlich mehr auf die Waage brachten als der GLE. In Karlsruhe angekommen mangels nicht vorhandenem Garagen- und Werkstatteigentum bei einer Werkstatt abgestellt.
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Aufgrund des super Zustands und nicht aufzufindender Mängel sollte der Zulassung und dem TÜV nichts im Wege stehen. CoC-Papiere brauchts nicht für entsprechenden Obolus beim Freundlichen anfordern, die EG-Nummer auf dem Fgst. reicht ja auch aus. Denkste, also doch §21er Vollabnahme. Und wer suchet der findet: Die Querlenker hinten sind auf der Rüttelplatte für den Prüfer hörbar. Also gibts eine kleine Extra-Schleife mit neuen Querlenker-Buchsen und Traggelenken bis zur erfolgreichen Anmeldung in DE.
Die nächsten Stationen nach der Zulassung werden sein:
0.) Motoröl- / -filter-wechsel!!!
1.) Uli aka Meerbusch für einmal rundherum-alles-check und Service
2.) Service von Getriebe (inkl. Tausch Mechatronik-Dichtungen), VTG und Diffs
3.) Hohlraum- und Unterbodenschutz, dass die braune Pest weiterhin fern bleibt
So glaube ich bin ich perfekt aufgestellt, um einen langfristig treuen Reisebegleiter zu haben.
In der Zwischenzeit stelle ich mich hier angemessen vor, nicht jedoch ohne Fragen:
1.) Trotz Suche nichts Hilfreiches gefunden: Wie / Wo ändere ich die Sprache von BC und Radio permanent in Deutsch?
2.) Welche Sonderausstattung ist es wert, geprüft, ggf. revidiert und originalgetreu nachgerüstet zu werden? Dunkle Scheiben hinten sind unerlässlich zum drinnen nächtigen. Nachrangig denke ich an: 1. Komfortsitze (aus RHD einfach umbaubar, dann km-gerechter Zustand), 2. Anhängerkupplung (Original vs. Nachrüst-Lösung?) und 3. Standheizung (???).#
3.) Bekomme ich das Getriebe dazu, direkter zu schalten? Bislang beste Möglichkeit, welche ich kenne: Getriebesoftware vom BMW X3 E83 3.0d xDrive aufspielen. Was ist da noch möglich?
4.) Welche Service-Must-Haves sollten unbedingt erfolgen?
5.) Wo bekomme ich ein deutsches Benutzerhandbuch aus Papier für MJ 2002, wenn nicht in der Bucht für zu viel Geld?
Beste Grüße
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