im Rahmen diverser Instandhaltuns-/Setzungsmaßnahmen zur Behebung eines der vielen klassischen Luftfederungsprobleme habe ich vor einiger Zeit die Chance genutzt und eine der ja bereist häufiger diskutierten Lösungen zum externen Befüllen der Luftfedern mittels separatem Kompressor realisiert.
Da all meine Maßnahmen mehr oder weniger auf der Auswertung der unzähligen Luftfederungs-Threads basieren (vielen Dank an alle fürs fleißige berichten/beraten/diskutieren …) werde ich hier nichts oder nur wenig grundlegend Neues berichten können. Aber da ich keinen Beitrag gefunden habe der eine durchgeführte Installation eines Bypasses dokumentiert (hoffe ich habe keinen übersehen), hier ein Erfahrungsbericht der Gesamtmaßnahme.
Ausgangssituation:
Das Hochfahren der Luftfederung funktioniert einwandfrei, sowohl regulär im Offroadmodus als auch separat oder zusätzlich per elektronischer „Fahrwerksmodifikation“ (durch Liams Höhenwertschwindelei). Beim anschließendem Absenken geht der Wagen erst brav vorne in die Knie, dann folgt die Fehlermeldung „Air suspension / C1A13: pressure does not increase when venting gallery“ und es erfolgt keine Absenken hinten è der Wagen hebt sich vorne wieder an. Gerne kommt in diesem Zusammenhang mitten in der Fahrt die Warnmeldung „Aufhängungsfehler“, sowohl gelb als auch rot usw… .
Lösungsansatz und –Durchführung nach ausführlicher Forumsrecherche:
- Suche nach dem berüchtigten „blauen Stecker“ über der Radkastenverkleidung vorne links: mehrere Stecker, aber kein blauer vorhanden oder zumindest nicht gefunden (Baujahr Ende 2007/Anfang 2008?)Ausbau und Wartung Kompressor (Hitachi, 160.000 km): Dichtungen, Trocknungsgel, Deckel & Filter Lufttrockner, Gleitring Kompressor, Feder & Stößel & Kappe Rückschlagventil usw.
- Ausbau und Reinigung/Wartung aller 3 Ventilblöcke: Dichtungen im Ventilblockgehäuse bzw. an den Magnetventilen außen und innen in den auseinandergebauten Ventilen selber
- Sichtprüfung der Höhensensoren auf Gängigkeit & Sitz/Position
- Reinigung sämtlicher Kontakte in den diversen Anschlusssteckern (Kompressor / Ventile / Höhensensoren)
- Sichtprüfung der Anschlüsse des Steuerungsgeräts links hinter/über der Fußraumabdeckung Fahrerseite: mangels Traute nach Entfernen der Abdeckung aufgegeben (zu viele Kabel, zu eng, zu …)
Ergänzung zu 2 & 3:
- ja, der allseits empfohlene lange Ringratschenschlüssel für die obere Schraube der Kompressor-Halterung ist Gold wert
- bis auf eine Leitung zum mittleren Ventilblock, bei der ich den gelösten Voss-Konnektor einfach wieder verschraubt habe (immer noch dicht lt. Jüngster Prüfung mit Lekkagespray), habe ich alle anderen Luftleitungen wie oftmals empfohlen schlichtweg durchtrennt und mit IQS-Schnellverbindern wieder zusammengesteckt
- nach Freilegung des Kompressors aus einem massiven Lehmziegel, mehr Archäologie als Schrauberei, habe auch ich die Schaumstoffverkleidung der oberen Abdeckschale rausgerupft und entsorgt, in der Hoffnung die Entfernung der Lehm- und Isolierschicht käme der Temperatur des Kompressors zugute è Ergebnis der Beobachtung der live-Werte Kompressor-Temperatur vorher/nachher: überhaupt keine Änderung, bei Volllast gegen Ende bis 130 °C, scheinbar aber kein Problem, er schaltet sich zumindest nicht ab
Ergebnis der Maßnahme: Fehler weg, Funktion einwandfrei, das System hält wohl die Luft (klopf auf Holz) und der Kompressor ist leiser (trotz fehlender Schaumstoffisolierung).
Jetzt endlich zum Bypass:
Da auch ich die irrational/paranoide Angst habe ohne Kompressor-Funktion z.B. auf einer Hochlandpiste in Island zu stranden, habe ich die Gelegenheit genutzt und beim Zusammenflicken der für den Ausbau von Kompressor und Ventilblöcken durchtrennten Leitungen gleich folgendermaßen einen Bypass zur externen Befüllung eingebaut:
- Einbau je eines Absperrhahns (IQS-Steckverbindung) zwischen dem mittleren Ventilblock und dem vorderen und hinteren Ventilblock è Möglichkeit der getrennten Befüllung der vorderen und hinteren Luftfeder-Paare unabhängig von der Funktion des mittleren Ventilblicks bzw. des Ablassventils am Kompressor
Absperrhahn hinter mitl. Ventilblock.jpg - Einfügen je eines T-Abzweigs (IQS-Steckverbindung) zwischen dem vorderen/hinteren Ventilblock und den Luftfedern (ergo insgesamt 4 T-Abzweigungen)
T-Abzweige nach dem vorderen Ventilblock.jpg - Anschluss je eines Kugelhahns & eines 7,2 mm Druckluftkupplungsteckers pro Feder mit kurzem Schlauchstück an den T-Abzweig. Die Nutzung eines Schrader-Ventils an dieser Stelle erwies sich als problematisch, da eine einigermaßen dichte Verbindung zwischen externer Luftzufuhr (mobiler Kompressor oder Werkstattseitige Druckluftleitung) für die benötigten ca. 10 bar kaum herzustellen war.
Folgendes (laienhaftes) Schema soll das Prinzip verdeutlichen:
Bypass Schema.jpg
Ergänzung zu 1:
- der Absperrhahn zum vorderen Ventilblock befindet sich kurz hinter der Kompressor-Abdeckung in Richtung Vorderachse und ist gut zugänglich (Vorsicht bei der Wahl der zu kappenden Luftleitung, die Leitungen zum vorderen Ventilblock und zum Druckbehälter laufen hier parallel)
- der Hahn zum hinteren Ventilblock (ohne Abbildung) befindet sich an bzw. hinter der Vorderseite des hinteren linken Radkastens, der Zugang ist etwas fummelig; die Leitung zum hinteren Ventilblock verschwindet noch innerhalb der Kompressor-Abdeckung über dem Rahmen und ist dann nur schwer zugänglichè deshalb habe ich die bestehende Leitung vor Wiederanschluss verlängert und mit dem Hahn zusammen in einem Bogen nach außen geführt
Ergänzungen zu 2 & 3:
- die T-Abzweige zu den vorderen Luftfedern habe ich direkt neben dem vorderen Ventilblock hinter dem vorderen, rechten Radkasten angeschlossen; die Leitungsstücke mit den Schrader-Ventilen wurden nach vorne unter die Stoßstange geführt und liegen bei mir dort über einem Blech vom Unterfahrschutz
- die T-Abzweige vor den hinteren Luftfederungen habe ich an recht gut zugänglichen Leitungsstücken oberhalb der Stelle eingefügt, an der üblicherweise das Reserverad hängt (bei mir aufgrund eines darüber installierten Wassertanks nicht montiert); Die Leitungen und Ventile habe ich nach hinten geführt und in 2 Befestigungsschienen des Unterfahrschutzes verstaut
- die 4 Schlauchenden zum Befüllen der Luftfedern mit den Kupplungssteckern habe ich zum Schutz vor Vibration & Schmutz in übrig gebliebene Schaumstoff-Isolierschlauchstücke gesteckt bzw. in Kunststoffleerohren fixiert
Externer Kompressor
Bei der Suche nach einem mobilen externen Kompressor habe ich mich zunächst schwergetan, da die angebotenen (bezahlbaren) Modelle ja primär zum befüllen von Reifen gedacht sind. D,h. sie liefern in der Regel zwar viel Luft/Min., sind aber nicht wirklich dafür ausgelegt längere Zeit bei einem Gegendruck > 8 bar zu arbeiten. Ausprobieren konnte ich nur einen, welcher trotz einem nominalen Max-Arbeitsdruck von 8 bar über sein Überdruckventil bereits bei 6,5-7 bar abblies (ein T.Max, Modell weiß ich leider nicht mehr).
Nach der Erwähnung dieser Problematik gegenüber meiner Werkstatt hat man mir einen ausrangierten Disco 3- Kompressor (Hitachi) aus der Altteilekiste kostenlos zur Verfügung gestellt (Besten Dank an dieser Stelle an Fa. Kupski, Breuberg!). Den habe ich genau wie den Bordkompressor mit dem Standard-Wartungskit überholt, einen Kasten mit Schalter und Sicherung drumherum gebaut, eine Schnellkupplung und 2 Kabelklemmen angeschlossen und eine Schlauchleitung mit diversen Anschlüssen für Manometer/Schlauchkupplung/Ablasshahn/Momentstecker für Schrader-Ventil usw. dran gebastelt. Den Kompressor schließe ich direkt an der Autobatterie an und dann per Schlauchkupplung an den externen Luftfederungsbypass. Mit dem Momentstecker kann man zur Not auch die Bereifung aufpumpen, vorausgesetzt man nimmt sich etwas Zeit, da die reine Luftfördermenge bei dem kleinen Kompressor natürlich sehr gering ist.
Ablauf der externen Befüllens der Luftfederung
Bei Ausfall des internen Kompressors oder Störung der Steuerung oder der Ventilknoten der Luftfederung kann man die einzelnen Federbälge wie folgt aufpumpen:
- Schließen der Absperrhähne zwischen dem mittleren Ventilblock und dem vorderen und hinteren Ventilblock è Entkopplung der Luftfedern vom Bordkompressor (und damit auch vom Ablassventil)
- Motor starten und im Leerlauf lassen
- Kompressor an Autobatterie anschließen
- Schlauchende des Bypasses der gewünschten Feder freilegen und bei geschlossenem Kugelhahn mit der Schnellkupplung an Füllschlauch des Kompressors anschließen
- Wenn die zu befüllende Luftfeder nicht komplett leer ist zum Schutz des Kompressors diesen vor Öffnung des Kugelhahns einschalten, kurz warten bis das Manometer (und das Kompressorgeräusch) den Aufbau eines entsprechenden Drucks auf der Kompressorseite anzeigen, dann erst den Kugelhahn am Bypass öffnen.
- Feder bis zur gewünschten Höhe aufpumpen, Kompressor ausschalten, Kugelhahn am Bypass schließen
Hierbei ist zu beachten, dass bei zunächst einseitigem Aufpumpen mehr Gewicht auf der gerade befüllten Feder (z.B. hinten links) lastet und deshalb die Höhe, z.B. gemessen am Radlauf, geringer ist als bei gleichmäßig aufgepumpten Federn. Mit dem Aufpumpen der 2. Feder (also in diesem Beispiel hinten rechts) geht die zuerst aufgepumpte Feder durch die Entlastung des Gewichtes nochmal deutlich nach oben => zunächst lieber nicht zu stark aufpumpen und ca. 5 cm unter der gewünschten Zielhöhe bleiben - Den Druck per Ablasshahn auf der Kompressorseite entlasten, Schläuche an der Kupplung trennen
- Schritte 1-7 an den restlichen Federn wiederholen
- Ggf. nochmal die Höhe einzelner Federn nachregulieren bis der Wagen gerade steht (weiteres Aufpumpen oder auch Ablassen per Kugelhahn am Bypass)
Hoffe das war halbwegs verständlich. Bei offenen Fragen bitte melden. Weitere Bilder versuche ich noch in einem Ergänzungsbeitrag anzuhägen.
Kommentar