ich komme gerade vom ersten Urlaub mit Fahrrädern auf dem Defender Dach zurück. Generalprobe bestanden. Ich will die Lösung die ich nach langer Überlegung und einem zweiten Anlauf hinbekommen habe unten beschreiben, fange aber mal mit der Problembeschreibung an:
Zwei eMTB müssen bei uns aufs Dach weil der 90er zu kurz und hinten vom Hund bewohnt, eine Halterung auf der AHK auch nicht geht (ziehen einen Airstream) und weil die Fahrräder aus Stabilitätsgründen auch nicht an den WoWa sollen. Der wiegt nämlich 2,7t und macht dem Kurzen sowieso zu schaffen. Jetzt passen zwar gängige Fahrradschienen mit Gabelhalterung gut auf dem Gepäckträger, die Frage ist nur wie bekommt man die Biester hoch? Alleine keine Chance und zu Zweit nur wenn man überaus kräftig ist und die 20kg pro Rad über Kopfhöhe stemmen kann. Der zweite Mann zieht das Fahrrad dann von oben auf das Dach und zurrt es fest. Wir haben das zweimal gemacht, meine Frau fand das aber nicht wirklich lustig.
Nachdem eine Rampe auf 2,3m Höhe ziemlich ausladend wäre, kam die Idee für einen transportablen Kran auf. Der muss leicht auf- und abbaubar sein, auch auf dem Dach verstaut werden, möglichst leicht sein und eine Belastung von ca. 30 kg aushalten. Fertiglösung habe ich dafür nicht gefunden und entsprechend was mit Teilen aus Baumarkt und Segelbedarf gebaut.
Fazit: geht gut; Lade/Entladezeit alleine ca. 12 Minuten; dabei steigt man ca. 3 mal aufs Dach und zurück. Täglich wollte ich das nicht machen, für den Urlaub ist es aber prima.
Ich hoffe damit dem einen oder anderen zu helfen / Anregung zu geben, allzeit gute Fahrt!
- Harald
So sieht das aus wenn alles fertig ist. Der Kran ist hier schwer sichtbar zwischen den Rädern abgelegt und verzurrt.
Der Kran - hier fast senkrecht aufgebaut - fertig zum Abladen. Man sieht die Leine zum Abspannen nach links und den Flaschenzug zum Heben/Senken.
Die Leine zum Abspannen ist fest mit dem Gepäckträger verbunden (Karabiner in M8 Öse). Sie nimmt in etwa die gleiche Kraft wie der Kranarm auf.
Die Kranarme (2x) stehen in zwei Halterungen aus Aluminiumwinkeln. Der Stift wird zum Montieren / Demontieren einfach eingesteckt. Ich habe zwei Splinte zum sichern, das ist aber eigentlich nicht notwenig. Anstelle der Stifte kann man auch eine Schraube nehmen, das Gewinde wird aber das relativ weiche Aluminium schnell zerkratzen. Ausserdem ist die Einstecken und Rausziehen mit Gewinde schwieriger. Hier wurde M6 verwendet, M8 wäre besser.
Das Ende des Krans. Links wieder die Leine zum Abspannen und der 3:1 Flaschenzug zum Heben/Senken des Rads. Für den Flaschenzug habe ich zwei Blöcke aus dem Segelsport verwendet. Teuer, dafür rosten sie aber nicht. Zum Belegen der Enden von beiden Leinen gibt es weiter unten ein Foto.
Das Gleiche von unten - es kann los gehen.
Zum Anheben des Fahrrads wird eine Schlaufe um den Rahmen gelegt und diese in den Haken des Flaschenzugs gehängt. Dann den Flaschenzug dicht holen und das Rad schwebt über dem Dach.
Jetzt wird der Arm über die Abspannleine auf ca. 45 Grad abgesenkt, das Rad schwebt über dem Boden "außenbords".
Dann geht es per Flaschenzug nach unten. Die 3:1 Untersetzung ist aus meiner Sicht ideal: kann man leicht ziehen und man hat nicht zu viel Leine rumliegen. 4:1 kann man auch noch machen, 2:1 ist zu wenig.
Kann los gehen...
Das Dach-Layout im aufgeräumten Zustand. Die Aufnahme des Krans oben zwischen den Fahrradschienen. Mit der Box und zwei Rädern wird es auf dem 90er schon recht eng. Die Fahrräder müssen versetzt - eines in Fahrtrichtung und eines gegen die Fahrtrichtung installiert werden damit sich Pedale und Lenker nicht berühren. Den Kran sollte man nicht ganz nach rechts setzen. Wenn man das macht, muss man mit dem ausserhalb des Gepäckträgers hängenden Rädern hantieren - da ist der Absturz oder Bruch vorprogrammiert.
Hier der Kran im abgebauten Zustand. Die Arme sind aus 25x25mm Alu-Vierkant in 2 Meter länge. Um die Kranfüsse auseinander zu bekommen, habe ich die Vierkants jeweils an vier Stellen ganz leicht geknickt. Der Stabilität in Richtung der Last tut das keinen Abbruch, eine schöne runde Holzschablone zum Biegen wäre aber sicher noch besser gewesen. Ich habe die Knicks einfach im Schraubstock eingebogen. Damit das am Ende passt und gut funktioniert, müssen die Arme am Ende und an den Füssen nach dem biegen parallel verlaufen. Unten habe ich einfach eine M6 Gewindestange durchgesteckt und ein Alu-Rundrohr eingesetzt um den Abstand zu fixieren. Weitere sichtbare Details: linke die Abspannleine mit Karabiner am Ende, einer Umlenkrolle oben und einem Clamcleat Cobra 4-6 mm. Hiermit kann der Winkel des Krans "mit einer Hand" eingestellt werden. Das Ende sichert man mit einem Alurohr (als Griff) so, dass der Kran niemals unter 45 Grad gehen kann. Ist der Winkel zu klein, ist der Zug auf der Abspannleine irgendwann zu groß! Die Kunststoff-Ummantelung sind einfache Warmwasserrohr-Isolations-XY. Die habe ich angebracht um a) die Fahrräder zu schützen und b) den Kran waagerecht auf dem Gepäckträger legen zu können ohne alles zu verkratzen. Der Flaschenzug besteht wie schon beschrieben aus zwei Blöcken, der Untere mit einem einfachen ungesicherten Haken zum Einhängen der Schlaufe. Man muss die Schlaufe hier leicht rein- und rausbekommen, entsprechend ist hier eine Sicherung hinderlich. Das Leinenende des Flaschenzugs geht in eine Tau-Klemme am rechten Arm. Zuletzt sieht man oben rechts zwei Zurrgurte um den Kran auf dem Dach zu transportieren.
Am oberen Ende des Krans läuft die Leine über eine Nylon-Rolle. Die Leine neigt hier dazu abzuspringen, deshalb die Sicherung aus Aluminium.
Zuletzt die Füsse des Krans. Abgerundet um die Neigung zu ermöglichen und mit 6mm Bohrung für die Stifte zum Fixieren.
Neben dem Material benötigt man folgenden Werkzeug: Metallsäge, diverse Metallbohrer, eine gute Feile und Schleifpapier, einen Schraubstock (o.ä.). Kann man aber wirklich alles mit "leichtem" Werkzeug machen. Ich habe versucht ausführlich zu sein, bei Fragen aber bitte gerne melden.
Kommentar