Ich bin beide Probe gefahren, den Landy und den Jeep.
Zuerst einmal zu den Verkäufern.
Als ich bei meinem LR-Autohaus nach einer Probefahrt gefragt habe, hat der Verkäufer erst einmal gestöhnt. Obs denn eilig wäre, er hätte endlich einen Defender bekommen und sehr viele Interessenten, die einen kaufen und vorher Probefahren wollen. Als ich ihm gesagt habe, ich würde gerne Vormittags fahren hat er sich entspannt und ich hab eine Woche später nen Termin gehabt.
Bei Jeep war das etwas anderst. Ich war da noch nie, hab mich zum zuständigen Verkäufer durchgefragt und wieder mein Anliegen genannt. Da hat er mich gefragt, wie lange ich denn fahren will, ein Tag, ein Wochenende ... ich hatte aber auch da nur einen Vormittag Zeit.
Aber kommen wir zu den Fahrzeugen.
Zuerst der Defender. Vorweg will ich sagen, daß ich mich zu keiner Zeit in dem Fahrzeug unsicher oder sein Fahrverhalten ungewöhnlich oder bedrohlich empfunden habe, obwohl er nur mit 7.50-16 bereift war. Ich habe keinen direkten Vergleich zu einem 110 TD5, aber einen 90er Tdi fahr ich täglich. Das Fahrwerk des 110 TD4 ist wesentlich komfortabler als das meines 9tys.
Die von vielen kritisierte Verzögerung der Gasannahme konnte ich bei dem von mir gefahrenen nicht feststellen. Auch das unsanfte Abregeln bei Endgeschwindigkeit war bei mir nicht vorhanden, es war einfach bei 139kmh Schluß. Vielleicht lag es daran, daß der Wagen direkt vor meiner Probefahrt in der Werkstatt war und ein Software-update bekommen hat, er hatte ja auch schon 600km runter :(
Aber zurück zum Fahren. Das Lenkrad ist ja obersch...., es kam mir rießengroß vor (habe erst seit 3 Wochen mein Raid drin) und dieser Gnubbel in der Mitte ist häßlich und störend. Zum Glück hatte meiner das flache Nutzfahrzeuglenkrad.
Bei den Sitzen ist mir kein Unterschied im Komfort zu meinen aufgefallen, ich finde die Sitze in meinem genau so gut, vielleicht langsam etwas ausgesessen.
Heizung und Klimaanlage sind gut und sprechen schnell an. Das Wetter war wechselhaft, wenn die Sonne raus kam hat sie sofort gebrannt -> Klima, und wenn sie weg war wurde es sofort kalt -> Heizung. Die Wischer sind Besser, oder ist meinen nur schon so ausgeschlagen?
Das Radio fand ich nicht so überwältigens, auch nicht die Lautsprecher. Man muß immer noch ziemlich aufdrehen, um etwas zu verstehen, also auch im Stand. Das liegt einfach an der blöden Anbringung der Hauptlautsprecher unter dem Cockpit.
Der Motor zieht super von unten raus. Das hat mir sehr gut gefallen.
Kommen wir zur Schaltung. Der erste Gang mag ja im Gelände ganz net sein, aber im Alltag ist er einfach zu kurz. Das ist schon nervig. Entweder man muß sehr schnell in den 2. Gang schalten oder man fährt gleich im 2. an, qualt dann aber die Kupplung ziemlich. Aber dadurch kann man riesige Reifen fahren, dann paßt auch der 1. gang wieder.
Der 6. Gang oben paßt gut.
Der Schalthebel ansich ist kurz, die Gänge liegen eng, der Rückwärtsgang vorne links ist ungewohnt für nen Landy. Aber irgendwie ist der Hebel sehr weit rechts. Für den 5. und 6. Gang muß man schon weit rüber fassen.
Die Bremsen waren normal, wie Defenderbremsen halt sind.
Was ich aber wirklich störend fand, das ist der Plastikhubbel unter der Rückbank. Die Bank ist auf jeden Fall besser als die alte, aber eine ebene Liegefläche bei umgeklappter Rückbank gibt es nicht mehr. Das hätte man bestimmt auch eleganter lösen können.
Außerdem ist das Zündschloß jetzt nicht mehr so freiliegend. Die Alte Lenksäule steckt jetzt in diesem tiefen Cockpit. Da muß man immer etwas fummeln, um ans Zündschloß zu kommen. Mit nem großen Schlüsselbund kann das blöd werden.
Und der Motorhaubenhubbel und die Vertiefungen für die Lüftungsklappen sind gewöhnungsbedürftig, aber eben auch geschmacksache.
So, dann kommen wir mal zum Jeep.
Erst einmal hat er alles drin, was bei dem neuen Defender von manchen vermißt wird, also ABS, ESP und 4 Airbags.
Außerdem hat er, für mich als Papa nicht unwichtig, an der Rückbank die Isofix-Aufnahme für Kindersitze. Die Gurte auf der Rückbank sind aber so kurz, daß ich meinen Sohn in seinem Römer Babysave, der mich bei beiden Probefahrten begleitete, fast nicht anschnallen konnte. Außerdem kann man das BeifahrerAirbag nicht abschalten.
Das Kuddelmuddel mit den Ausstattungen ist nicht nachzuvollziehen. Es gibt einen kurzen Sport und Rubbicon, einen langen Sport und Sahara. Auf sonderbestellung gibt es aber auch noch einen langen Rubbicon und einen kurzen Sahara. Auf meine Frage, was denn der Unterschied der Sonderbestellung sei, sagte der verkäufer, die Lieferzeit. Die Sonderbestellungen brauchen noch mal 4-6 Wochen länger. Außerdem gibt es den Sport nur mit Schaltung, den Rubbicon und den Sahara nur mit Automatik (immer in Verbindung mit Diesel).
Am Jeep hat mir sehr gut das Soft Top gefallen. Ein richtiges 4-Türiges Cabrio. Man kann also herrlich offen fahren. Hab ich aber net ausprobiert, weil ich meinen kleinen Sohn dabei hatte.
Also kommen wir zum Einsteigen. Der Jeep ist 20cm niedriger als der Defender. Das merkt man sofort. Der Höhe des Türausschnitts ist niedriger. Oben wird sie vom Rohr des Überrollkäfigs begrenzt, der mit Hartplastik abgedeckt ist. Also Anhauen macht da keinen Spaß. Unten geht die Türöffnung nicht bis zum Fahrzeugboden runter, ich bin beim Aussteigen mehrmals mit dem Fuß hängen geblieben.
Das Cockpit ist auch nicht schlecht, halt amerikamisch. Aber auch schlicht und leicht zu pflegen wie im Defender. Aber nicht so klobig.
Die Übersichtlichkeit ist nicht so gut wie beim Defender. Das Ende des rechten vorderen Kotflügels konnte ich nicht sehen. Und die Seitenwände machen einen leichten Bogen, daß die Kannte des Hecks auch nicht gut im Spiegel zu sehen ist.
Aber fahren wir los. Der Motor ist aller erste Sahne, 2,8L und 177PS. Das sind 50 PS mehr als beim Defender. Ab 1000Umin kann man im 6. Gang Gas geben und 1500Umin (60kmh) reichen an Steigungen im 6. Er klingt aber merkwürdig. Teilweise kernig, aber nicht so schön nach Traktor wie der Defender.
Das Gaspedal hat einen sehr langen Weg, gut zum gefühlvollen Gasgeben im Gelände. Dadurch hab ich beim Beschleunigen aber nie Vollgas gegeben, es war aber trotzdem immer ausreichend Leistung vorhanden
Die Übersetzung im 1. Gang ist länger als im Defender, die im 6. Gang kürzer. Dadurch ist da Anfahren in Jeep angenehmer. Im letzten Gang dreht der Defender bei 140kmh 2900Umin, der Jeep 3400Umin, bei 170 dreht er 4200Umin, obwohl bei 4000 der rote Bereich los geht.
Das Getriebe läßt sich gut schalten, die Gänge liegen recht eng. Gänge überspringen ist auch kein Problem.
Die Lenkung ist echt schlimm, total gefühllos und teigig. Eine richtige Mittellage hat sie auch nicht. Wenn man auf gerader Strecke das Lenkrad um ein paar Grad verdreht, stellt es nicht mehr gerade. Und das bei einer möglichen Vmax von 170kmh.
Der Wagen war aber ein Sport mit der "kleinen" Bereifung, 245/75-16. Die andere Bereifung ist 255/70-17, da kann ich vielleicht mal noch nen kurzen Rubbicon damit fahren, ob der genau so schwammig ist.
Das Fahrwerk ist komfortabel weich, aber wenn man über eine Bodenwelle fährt, hört man die Achsen rumpeln.Man spürt die Unebenheiten fast nicht, aber man hört sie. Das Fahrzeug liegt aber gut auf der Straße. Ich bin mit dem Jeep über die Schwarzwaldhochstraße, hat Spaß gemacht. Man traut sich halt auch mehr, weil er eben 20cm niedriger und 10cm breiter als ein Defender ist. Man hat einfach einsicheres Kurvengefühl. Die Reifen haben auch einen guten Einf´druck hinterlassen, die Straße war zum Teil feucht.
Die Bremsen waren ganz gut, besser als Defender. ABS hat geregelt, alles OK.
Die Sitze sind ziemlich schlecht und haben nur wenig Seitenhalt.
Die Rückbank ist total unbequem und ist ohne Seitenhalt.
Bei umgelegter Rückbank entsteht aber eine komplett eben Ladefläche.
Vor der Rückbank sind am Überrollbügel Kästen für die Lautsprecher. Wenn hinten große Personen sitzen und man bremst scharf, hauen die mit der Stirn auf die Kästen der Lautsprecher. Außerdem vermute ich, daß durch die Lautsprecher eine Unterhaltung zwischen hinten und vorne bei eingeschaltetem Radio nicht möglich sein wird.
Die Lautsprecher an sich sind gut und bringen wesentlich mehr Sound in die Bude als im Defender.
Gestört hat mich am Wrangler dier fehlende Permanentallrad und die geringe Zuladung von nur ca 400kg.
Vielleicht wäre so ein Fahrzeug ja die Allternative für all diejenigen, die ihren neuen Defender gerne wandeln würden. Der hat die ganze Sicherheitselektronik drin, liegt besser auf der Straße und 3,5t Anhängelast hat der lange Jeep ja auch.
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