Ausganssituation. Defender td5 Bj 2004 110er. 100.000 km. Gebraucht gekauft. Fast immer in der Garage gestanden. Unterboden war mit Wachs behandelt.
Dort wo kein Wachs war, bzw. zu dünn oder ausgeschlagen gab es Rost. Nicht blättrig, sonder Flug Rost aber zt. Handtellergross. Besonders an den Kanten des Rahmens.
Da ich meinen gerne noch ein paar Jahre fahren möchte hab ich mich entschlossen den Unterboden herrichten zu lassen.
Ursprünglicher Plan: Trockeneis dann Lack dann Seilfett. Firma finden die das macht, 1500 Euro bezahlen, glücklich sein.
Mein Landymechaniker riet mir auf Trockeneis zu verzichten und auch keinen Lack zu nehmen. Seilfett allein sollte genügen. Kosten 600 Euro.
Meiner Erfahrung nach ist aber jede zusätzliche Schicht zwischen Wasser und dem nackten Stahl eine gute Schicht, weshalb ich das ausschlug.
Die Kostenvorschläge für die Unterbodenrenovierung von anderen Firmen lagen zwischen 2500 und stolze 4800 Euro. Fast immer ohne Lackierung. Garantie max. ein Jahr.
Ein Mitarbeiter einer dieser Firmen, die es übrigens ablehnten den Landy zu machen, (zu Dreckig, zu kompliziert und das Teil zu schwer für ihre Hebebühne) meinte zum Schluss....
"Ich würds mit nem Kärcher und Heisswasser machen. Das ist fast besser wie Trockeneis...."
Ich wollt mir sowieso wieder mal was beweisen, deshalb selbst ist der Mann. (ist meistens eine blöde Idee)
Mein Plan:
- Abkärchern mit dem Dampfstrahler von Wax und Dreck.
- Rosststellen mit der Zopfbürste und der Reinigungsscheibe bearbeiten.
- Brantho Korrux 3 in 1 auf den gesamten Unterboden
- Mike Sanders in die Hohlräume
- Fluidfilm in die Hohlräume und auf den Unterboden.
- ein Wochende Zeit
Das Gute zuerste. Ich bin damit fertig.
Das Schlechte. Es ist eine mordsdrum Sauerei und die Arme tun einen saumässig weh.
Und der Zeitaufwand ist 28 Stunden netto. Mit allen Drum und Dran hab ich 4 Tage daran herumgewerkt. Also nix nur ein Wochenende.
Aber schön der Reihe nach.
Ad 1. Abkärchern mit dem Dampfstrahler von Wax und Dreck. Arbeitsaufwand:5,5 Stunden (plus 2,5 Stunden saubermachen.)
Heisswasser (60 Grad) und Kärcher mit Rotationsfräse. Es funktioniert. In etwas so wie ein Sandstrahler nur ohne Rost und Lack.
Wo das Wachs dick und hart war musste mit Baumharzentfernen voreingeweicht werden. Aufsprühen. 10 Minuten warten. Wegsprühen.
Das Gute: Es funktioniert. Der Originallack (oder was Landrover dafür hält) lacht wieder durch.
Das Schlechte: 1. Es ist eine riesen Sauerei. Das Wachs fliegt in kleinen Fitzeln durch die Gegend und beklebte anderen Teile des Unterbodens und einen selbst. Xfaches nachkärchern ist angesagt.
Hab danach ausgesehen wie ein Stück Schokostreussel.
2. Man kommt nicht überall mit dem Strahl hin, weil die Kärcher Pistole zu lange ist.
3. Kärcher ist kein Profigerät, eher Chinaschrott. Die Rotationsfräse hat sich nach 30 Minuten verabschiedet und musste durch eine neue getauscht werden, die dann knapp 2 Stunden hielt. (der Verkäufer meinte, diese Geräte wären nicht für den Dauereinsatz gedacht. Dabei hatte ich die Profiline. Wie schauts dann mit der für den Hausgebrauch aus.)
4. Grossreinemachen hat fast 2 Stunden gedauert, und in den Haaren kleben jetzt noch Wachsfitzel. :)
5. Und man ist danach patsch nass trotz wasserdichten Anzug.
Sand aus den Trägern: In den Trägern war Sand, Dreck und Schotter wie in der Wüste Gobi. Ich hab versucht soweit es ging den herauszubekommen. Am besten ging es mit einem dünnen Wasserschlauch und einer Flaschenreinigungsbürste. Für die Schottersteinchen hab ich einen dünnen Schlauch mit Panzerband an den Staubsauger geklemmt und dann, nach einem Tag trocknen, die Teile herausgesaugt. Sauarbeite, aber zahlt sich aus, weil ich ihn doch Sandern wollte.
Schmutz in den verschiedenen Winkeln: Der Unterboden des Landrovers hat viele Winkeln und Ecken indem der Schmodder wohnt. Insbesondere im Dunklen Eck hinter dem hinteren Radkasten. Da half bei mir nur Wasserschlauch und reingreifen. Das Zeug wollte ich draußen haben.
Ad 2. Rosststellen mit der Zopfbürste und der Reinigungsscheibe bearbeiten. Zeitaufwand: ca 2 Stunden.
Ging überraschend schnell und fast forward. Ist aber saugefährlich wenn man keine Bühne hat. Ich hab mir Rampen besorgt und damit ging es besser.
Das Gute: Ist sehr schnell. Besonders die Negerkecks kriegen den Rost weg ohne ihn schwarz zuzuschmieren.
Das Schlechte: 1. Gefährlich, weil man ganz nahe an der Flex hantiert und sich die Zopfbürste schnell an den diversen Teilen festfrisst. Wenn da das Gesicht in der Nähe ist, hat man ein neues Profil.
2. Man kommt beim Unterboden bzw. beim Chassis nicht überall hin. Nicht einmal mit der Hand. Wenn man dahin will muss man das Auto zerlegen.
Ad. 3. Brantho Korrux 3 in 1 auf den gesamten Unterboden. Zeitaufwand mit Vorbereitung (entfetten) 6 Stunden. (nochmal 1 Stunde saubermachen)
Brantho 3 in 1 deshalb, weil es auf Mischgrund gut hält (also Lack, Wachs, und angerostetes Eisen im Gegenteil von Por15 oder Brantho nitrofest) und weil es extrem stabil ist. Hab damit einmal ein angerostetes tw. verzinktes Blechdach gestrichen, und selbst nach 5 Jahren noch kein Rost.
Wollte ursprünglich mit dem Pinsel arbeiten, aber das hab ich nach einer Stunde aufgegeben, weil meine Arme sich in Blei verwandelt haben.
Ich habe eine Wagner 180er Sprühbistole genommen. Grundsätzlich hab ich den Schnellhärter dazugegeben. Dann noch 10% Nitroverdünnung.
Mit der Sprühpistole kommt man gut auch an Ecken, die man sonst nicht erreichen würde. Der Nachteil. Es ist eine Riesensaurei und ohne der Wegwerfoverall hilft nichts. Das Zeug sifft durch.
Das Gute: Brantho hält wirklich auf jeden Untergrund (nageltest nach einem Tag). Und mit dem Schnellhärter ist es innerhalb von 10 Stunden trocken.
Das Schlechte: Ohne Kleckern geht es nicht, und das Zeug kriegt man nicht mehr aus den Haaren. Auch auf dem Betonboden hält es höllisch gut.
Nitroverdünnung ist das einzige mit dem man es bewegen kann sich zu bewegen. Aber Nitroverdünnung in den Haaren ist schlecht für den Glanz.
Ad 4. Mike Sanders in die Hohlräume. Zeitaufwand mit Vorbereitung: ca 6 Stunden. (plus saubermachen 2 Stunden, damits keinen Stress mit der Ehefrau gibt.) (Es ist wirklich die Mutter aller Sauereien)
Mike Sanders ist das Beste, was man in den Hohlraum geben kann. Nur da muss es erst einmal hin. Das Fett muss 100 Grad haben um durch die Sprühpistole zu gehen, und selbst bei 30 Grad Aussentemperatur versifft das Teil schnell und wird wieder hart was einen wieder dazu bringt das Öl zu erhitzen uws..
Ich hatte zum Einbringen die Hohlraumsonde vom Rostschutztepot und die Wagner Airless 180. Und um es kurz zu machen. Das Teil und die Sonde sind nicht dazu geeignet. Die Sonde zerstörte sich nach 5 Minuten betrieb selbst (Metalrohr ging aus der Verankerung weil es nur gepresst war). Ich hab das Rohr dann festgeschweisst rundgeflext und dann ging es einigermaßen, bis sich der Zerstäuberkopf in einem Hohlraum verabschiedete (jetzt ist mir auch klar, warum das das Rostschutzdepot als Ersatzteil anbietet.) . Der Plastikbehälter der Pistole hält Temperaturen über 100 Grad nicht aus, erst recht nicht der Ansaugschlaug. Beides wird weich. Dabei sollte das Fett optimaler Weise 110 Grad haben.
2 Dinge sind unablässlich. Den gesamten Boden mit Papier auskleiden, (kein Plastik, weil sonst wird’s glitschig) ein ganzkörperkontom zum Wegschmeisse, und 2 GrossPackungen feuchte Babytücher. Ihr werdet schon sehen warum.
Das Gute: Mike Sanders ist das beste für den Hohlraum, da es bei heißen Wetter wieder flüssig wird und dabei Roststellen wieder verschließt.
Das Schlechte: Es ist eine mordmässige Sauerei. Alles ist fett und glänzt, und probiert mal mit einem vollgerotzten Arbeithandschuh Leder den Sprühpistolenbecher, der knapp 100 Grad heiss ist, auf oder abzudrehen. Kein Spass. Langläuffiges Reinigungsmaterlial wie Seife oder Tenside sind bei Mike Sanders machtlos. Es hilft nur CilitBang, oder Nitroverdünnung. Weiteres. Die Wagner Pistole ist kein adäquates Mittel. Wahrscheinlich Druckluft und Druckluftbecher. Insbesondere die Sonde ist eine Schwachstelle.
Zu den Hohlräumen. Einige sind nicht zugänglich. So der Hintere Querholm. Der hat nur ein Loch und das ist OBEN! Also knapp unter dem Karosserieboden. Da kommt man mit der Sonde nicht hinein. Ebenso in die Spritzwand. Die ist fest verschlossen. Die auch hier im Forum propagierten Zugangslöcher wie die neben den Scheibenwischern und die drei im Motorraum reichen nur einige Zentimeter nach unten oder nach links oder rechts. Ich hab’s mir mit der Stehoskopkamera angesehen. Dir Löcher führen nicht in die Spritzwand bzw nicht weit genug. Wahrscheinlich muss man da noch extra Löcher bohren, wie im Fussraum.
Die Längsträger des Chassis sind immer wieder mit Wänden zugeschweisst. D.h. mit der Sonde, die ja nur Vertikal spritzt kann man diese Stellen nicht erreichen. Ich hab dann, als sich das Sondenendstück verabschiedet hat, einfach diese Teile geflutet. Besonders Komplex ist der hintere Teil und der Querträger, da hier Bleche schichtweise übereinander geklebt wurde. Hab mich entschlossen dafür zusätzlich Fluid film zu nehmen.
Ich hab in einem Forum gelesen, dass jemand 24 Kilo in seinen Defender gepresst hat. Wahrscheinlich hats er das Fett jetzt im Batterieraum. Ich hatte 12 Kilo Mike Sanders, aber nach 6 Kilo hätte ich nur noch die Hohlräume fluten können, da es schon aus allen Löchern getropft ist.
Ad 5. Fluidfilm in die Hohlräume und auf den Unterboden. Arbeitszeit ca. 3 Stunden.
Das einfachste und komfortabelste. 5 Dosen Fluidfilm mit den diversen Sprühköpfe uns Sonden. Den ganzen Boden nochmal schön einsauen. (Wegwerfoverall)
Vor allem die Stellen, an die man mit Mike Sanders nicht hingekommen ist. (Auch die kleine querträger am Aufbau, obwohl ich mir nicht sicher bin, ob die nicht aus Alu sind.)
Fertig.
Ich war heute noch zur Kontrolle beim Mechaniker meines Vertrauens, aber der hat nichts Negatives feststellen können. Er meinte, 10 Jahre sollte das halten. Na dann, ich werde sehen.
Würd ich es wieder machen? Langes nachdenken, aber ich denke schon. Bei der Arbeit muss man viel Liebe zum Detail haben und alles super sauber machen. Die kleinste Stelle ohne Lack oder Schutz und da rostet das Teil vor sich hin. Das mach ich lieber selber, weil dann kann ich niemanden in den Arsch treten, wenn es nicht gut ist, außer mir selbst.
Fotos folgen. Gruss Andi
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