Nachdem ich nun seit Februar beide Fahrzeuge abwechselnd bewege hatte ich heute Morgen spontan die Idee zu einer Vergleichsbewertung – nicht ganz ernst , dafür jedoch konsequent subjektiv UND objektiv:
Die Fahrzeuge:
- SERIE: Stage One BJ 82 ex Rosenbauer Feuerwehr
- DEF: Defender 110 SW TD4 BJ 2013
Die Kriterien : Verarbeitung, Motor, Getriebe, Lenkung, Fahreigenschaften Strasse/Gelände, Optik & Publikumswirkung, Fernreisetauglichkeit, Spaßfaktor
1. Verarbeitung
SERIE: Die Verarbeitung ist auf einem durchweg vernünftigen Niveau. Da das Fahrzeug als ehemalige Feuerwehr gut gepflegt wurde und noch eine geringe Laufleistung (28.000 km) aufweist durchaus noch im Rückblick zu beurteilen.
DEF: Berücksichtigt man die Tatsache, daß der Defender 40 Jahre später montiert wurde, hat sich die Verarbeitungsqualität nicht zum Positiven entwickelt. Die Kabelquerschnitte sind mickrig und werden im Motorraum sicherlich zu Problemen führen. Verbaute Komponenten wie Scheinwerfer sind billigste Massenware. Einschweißmuttern sitzen drastisch schief in den Bodenblechen. Der Wärmetauscher der Heizung schwitzt und unter den lieblos verlegten Teppichen findet sich jede Menge Bohrspäne.
Die Kategoriewertung geht an die SERIE
2. Motor
Hier kommen zwei sehr unterschiedliche Konzepte zum Einsatz. Im DEF ein moderner 2,2 CR Diesel mit VTG und in der SERIE ein Leichtmetall V8 mit 3,5 Liter Hubraum
SERIE: Der Motor läuft bereits kurz nach dem Start ohne Choke mit leisem Säuseln im Leerlauf. Völlig ohne Vibrationen und fast unhörbar beschleunigt er den alten Landrover zügig auf Reisegeschwindigkeit. Die Elastizität ist überragend. Eigentlich würde dem Stage One ein 3-Gang Getriebe genügen. Ab 40 km/h fährt man im 4. Gang. Der Verbrauch ist – nun ja - „akzeptabel“
DEF: Der Ford Motor ist ein bewährtes Triebwerk und kommt so z.B. auch im Transit zum Einsatz. Der Klang ist kernig aber nicht besonders schön. Die Leistung ist ausreichend, die Elastizität nicht besonders gut, unter 2.000 U/min geht nichts. Das kann der V8 wesentlich besser. Der Verbrauch ist in Anbetracht des zu bewegenden Fahrzeugs wirklich akzeptabel. Bei höheren Geschwindigkeiten reduziert sich die akustische Präsenz deutlich.
Die Kategoriewertung geht deutlich an die SERIE
3. Getriebe
Beide Fahrzeuge verfügen über Schaltgetriebe und permanenten Allradantrieb mit sperrbarem Mittendifferential.
SERIE: Das LT95 ist bekannt solide – ein Mordstrumm von einem Getriebe. Akustisch sehr präsent, aber zuverlässig. Die Untersetzung wird über einen gut erreichbaren Hebel an der Sitzkiste eingelegt, die Sperre über einen Zugschalter und Vakuumbetätigung. Die Untersetzung legt man nur im Stand ein.
DEF: Das 6-Gang Getriebe passt gut zum Motor und gleicht die mangelnde Elastizität gut aus. Es lässt sich leicht und ausreichend präzise schalten und ist akustisch nicht präsent. Der Sprung vom 1. zum 2. Gang ist etwas groß. Die Untersetzung und die Sperre werden über einen kleinen (bei Linkslenkern) schlecht erreichbaren Hebel geschaltet.
Die Kategoriewertung: unentschieden. Die Getriebe passen gut zum jeweiligen Motor.
4. Lenkung
Kurz und knapp: Die Wertung geht klar an den Defender: Leichtgängig und ausreichend präzise, so eine Lenkung wünscht man sich auch im Stage One. Deshalb liegt die Servolenkung auch schon in der Werkstatt und wartet auf Einbau.
5. Fahreigenschaften Strasse/Gelände
Hier ein paar Worte zu individuellen Nutzung: Der Stage One dient als Reisefahrzeug und Zugfahrzeug für Autotransporte (Rennfahrzeuge/Oldtimer). Der Defender als Alltags-/Familienauto und ebenfalls als Reisefahrzeug. Beide sind abseits der Strasse auf Pisten und weichen Wiesen unterwegs, eigentlich nie in schwerem Gelände. Die Bewertung erfolgt auf Basis dieses Nutzungsprofils.
SERIE: Ein wunderbares Reisefahrzeug, zuverlässig und ausreichend schnell. Stark genug für den Hängerbetrieb. Mit den zwei montierten Dachzelten genug Platz für 4 Reisende. Immer genug Traktion (zwei Torsensperren). Sowohl auf der Autobahn als auch auf der Piste souverän und angenehm.
DEF: Alles was für die Serie gilt, gilt auch für den Defender. Hier merkt man die doch enge Verwandtschaft. Nüchtern betrachtet kann der Defender alles etwas besser. Die Reisegeschwindigkeit ist höher, der Verbrauch niedriger, die Reichweite höher.
Kategoriewertung: Unentschieden! Beide können alles. Was der Defender besser kann, gleicht der Stage One durch Style and Feel aus. Wobei im Ernstfall und mit gleichen Reifen der Defender mit TC gegen den Stage One mit Sperren vermutlich das Nachsehen hätte
6. Optik & Publikumswirkung:
Eng verwandt unterscheiden sich beide doch deutlich. Während die Serie ernsthaft & verspielt zugleich ist, wirkt der Defender eher martialisch, das kann im Falle des Testfahrzeugs auch an der Farbgebung liegen (Havanna + glänzend schwarze KBX Front (noch nicht auf dem Foto). Die Wirkung auf Frauen und Kinder ist in beiden Fällen verblüffend. Frauen vermuten wohl echte Männer hinter dem Steuer und riskieren eher mal einen Blick als bei einem der omnipräsenten Porsche. ALLE Kinder verfolgen Landrover mit großen Augen. Bei Jungs kann man IMMER das Wort „Feuerwehr“ vom Mund ablesen.
Kategoriewertung: Unentschieden! Beide sind cool, zeitlos und maskulin. Wäre dies eine Sympathiewertung, die Serie würde gewinnen
7.Fernreisetauglichkeit
SERIE: Der Stage One ist aufgrund seiner Solitärstellung in der Serienfamilie ein wenig die Ausnahme. Einige Teile sind schwer bis gar nicht mehr erhältlich. Trotzdem gilt hier, was für alle Serien gilt. Dank Elektronikfreiheit und mit ein paar sinnvollen Ersatzteilen kommt man eigentlich immer weiter. Man kann am Strassenrand reparieren. Der vorsichtige Fernreisende hat zu Hause ein großes Ersatzteillager und kann sich bei Bedarf die Teile nachsenden lassen.
DEF: Landroverwerkstätten gibt es ja auf der ganzen Welt und der verbaute Motor ist auch keine blaue Mauritius. Doch sehr viel Elektronik und unterdimensionierte Elektrik bergen schlecht zu lokalisierende Fehlerquellen. Ein großer Vorteil ist der geringe Verbrauch und die bessere Reichweite, die sich mit Zusatztanks erheblich steigern lässt.
Kategoriewertung: Klarer Sieg für die Serie! Die geringe Komplexität ist der vermeintlich „modernen“ Technik hier haushoch überlegen. Der Serienreisende fährt mit Unterbrecherkontakt und Isolierband los, der Defendertreiber besser mit der ADAC Plus Mitgliedschaft
8. Spaßfaktor
Diese Wertung ist auch gleich abgearbeitet. Wer mit der Serie, dem Ersatzrad auf der Haube und Eros Ramazottis „Terra Promessa“ über den Brenner in den Sonnenaufgang fährt, denkt nicht eine Mikrosekunde an den zu Hause geparkten Defender. Die Mechanik ist fühlbarer, das Reisen ehrlicher. Man geht mit dem Fahrzeug eine symbiotische Verbindung ein. Besser geht’s nicht.
Kategoriewertung: geht ganz klar an die Serie.
ENDWETUNG: Jeder Kategoriesieg gibt einen Punkt, Unentschieden: Punkt für beide.
Die Serie gewinnt klar mit 7:4 Punkten. Wer sicher gehen will hat beide Fahrzeuge im Fuhrpark. Eine etwas aufwendige Lösung, aber man lebt nur einmal und sollte nicht mehr verpassen als unvermeidbar.
P.S: Wer die Kategorien Ergonomie, Umweltfreundlichkeit, Wirtschaftlichkeit und Sicherheit vermisst, der ist im falschen Forum unterwegs !
Gruß aus dem sonnigen& saukalten Oberbayern
Markus
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