Hüfttiefer Schlamm, brusthohes Wasser, trickreiche Passagen auf sandigen 100% Hängen, zum Teil mit etwa 0,4t wettbewerbsmäßig zu transportierenden Sandsäcken an Bord, tagelanges Orientierungsfahren bis tief in die Nacht in unbekanntem Terrain ausgestattet mit Roadbooks die zwischen der präzisen Abbildung lokaler Gegebenheiten und der vermuteten Beschreibung osttibetischer Discounterparklätze wahllos oszillierten und entsprechend ständig mit der Welt hinter den staubverhangenen Scheiben abgeglichen werden wollten.
Dabei hatten wir eigentlich gedacht, dass es ohne zweites Fahrzeug und Team in der Platzierung nicht besser als beim letzten Mal würde. Da hatten wir Platz acht gemacht. Unsere Erwartung lag daher eigentlich deutlich darunter, weil zwei Fahrzeuge schon mal immer die Möglichkeit der Fremdbergung sicherstellen. Zudem hatten wir letzthin auch drei Mann an Bord. Fahrer, Navigator und Waffelhorst/Winchmonkey. Das schont die Kräfte aller. Zwischen den zum Teil eng gesetzten Passagen erholt sich das Windenäffchen, der Fahrer kann - so komisch es klingt auf Verbindungspassagen chillen, er muss ja nur den Worten des Navigators folgen und ansonsten das Auto auf Kurs halten. In den Passagen muss er eh an Bord bleiben, falls die Tür überhgaupt aufgeht und nicht gerade von Schlamm blockiert wird. Der NAvigator kann sich in den Trial Passagen von der hohen kognitiven Anspannung erholen. Heuer waren wir zu zweit. Christian als Pilot, ich als Navigator, Waffelhorst, Winchmonkey und Einweiser. Daher wundere ich mich nicht, dass am Abend des zweiten Tages stellenweise mein Sprachzentrum aussetzte, als mir vorübergehend die einfachsten Worte nicht mehr einfallen wollten. Irgendwie schaffte ich es aber trotzdem dem Fahrer mitzuteilen in welchen Waldweg er als nächstes einbiegen muss. Wir haben jedenfalls viel gelacht.
Wir hatten ja schon vorher aus Wettbewerbserfahrungen die Theorie dass es das Team ist und nicht das Fahrzeug, welches den entscheidenden Ausschlag gibt. In der abermaligen Beobachtung hat sich genau das wieder mal bestätigt. Das ist der Grund, warum um Klassen stärker motorisierte Fahrzeuge mit deutlich gröberen Stollen mitunter langsamer durch die Trialpassagen kamen, als wir. (Gut manchmal kamen die durch und wir nicht, auch wahr) Der Grund: nur wenige hielten es für nötig auszusteigen und einzuweisen. Ausgestiegen wurde soweit wir beobachtetzen bei vielen Teams, wenn es partout nicht mehr weiterging oder Kaffe ausgeschenkt wurde. Von dem vorherigen Abgehen der Passagen mit dem gesamten Team, um die Lage zu sondieren und die Taktik für alle einvernehmlich abzusprechen mal ganz zu schweigen. Es macht in Folge einen gewaltigen Unterschied, ob am ein eingegrabenes Auto freischafft, oder ein paar taktisch gelegte Waffeln wieder einpackt.
So waren die drei Fälle, in denen wir auf fremde Hilfe angewiesen waren auch ganz klare Fehler auf unserer Seite. Wir waren ausnahmsweise entweder nicht ausgestiegen oder hatte keine oder falsche taktische Prioritäten gesetzt. Prompt entpuppte sich die harmlose flache Schlammpfütze als Autoverschlingender Abgrund (schnell genug Wathosen im vollgepackten absaufenden 88er rauskruschteln und anziehen geht. Der Druck muss nur groß genug sein. *lach*). An einer anderen Stelle wollten wir eigentlich männliche Modderspritzbilder machen. Waffeln legen wäre die deutlich intelligentere Aktion gewesen.
Was ging kaputt? Eigentlich nichts. Der hintere Getriebesimmering.
Was wurde geschraubt: Hinfahrt: Simmering auf der Stummelachse vorne rechts versetzt. Einen zweiten hatten wir nicht und die Lauffläche war eingelaufen. Das lief einfach so raus. Also die Lauffläche mit Schleifpapier abgezogen, den Siri nach innen versertz und das Swivel mit selbstgepanschtem Fließfett aufgefüllt. Hielt bis heute dicht. CBU rulez as ever. Jede Menge gelockerte Schrauben anngezogen. Die Batteriepolklemmen angezogen. Den Geber für den Tripmaster alle Nase lang neu justiert.
Was werden wir verbessern? Die Seriescheiben sind so schon zu klein für eine Orientierung bei Nacht. Sind es zudem verkratzte alte und ohne Wischwaschanlage (SII) hat man die Grenze zwischen Herausforderung und Bestimmung überschritten. Die Winde. Irgendwas, das bei Überlast wenigstens noch öffnet und nicht nur ein GRRRRRR von sich gibt. Auch wäre es geschickt das Seil diesmal dann richtig auf die Troimmel zu packen, also Auszug unten und nicht oben (Profis bei der Arbeit, Zerlegen vor dem Einsatz ist Pflicht, richtiges Aufspulen fiel dann Bier und Fachsimpelei zu Opfer). Ein Rollenfenster, das sich nicht beim ersten Anblick von Anstrengung colaniartig verformt. Ein Dieselkanister der dicht ist (auch polnische Bierhülsen schmecken dieselgeduscht extrem scheiße und werden einzig und allein deswegen verpresst, weil man abends in der Etappe unbedingt etwas stärkeres und sedierenderes als Tee haben will). Wasserdichte atmungsaktive Outddorklamotten. Es mag zwar sein, dass eine G 1000 Hose mückendicht ist (Es gab keine Mücken) reißfest ist (Schlamm zerreisst keinen Stoff) und schnell trocknet, dennoch ist sie erstmal nasser Stoff und damit extrem kalt. Kurz G 1000 Hosen sind das letzte was ich nochmal bei einer Trophy fahren will. Eine Rebenspritze um schlammverbackene Kühler wieder frei zu bekommen. Waffeln mit mehr Grip. Sicherheitsgurte. Ist nicht mein Auto, und Christian ist ein extrem guter Fahrer. Aber spätestens auf der Buckelpiste finde ich Gurte extrem sexy (eigentlich sowieso immer und überall ein absolutzes Muss an Serien), da man ansonsten alle Nase lang die Schwerelosigkeit von Parabelflugexperimenten erfährt, bevor man unsanft vom Spriegel oder Steiß gebremst wird. Jedenfalls sehe ich nun Teams mit Helmen mit deutlich anderen Augen. Intercom, also Funk mit Freisprecheinrichtung ist auch ganz oben auf meiner Liste. Der Fahrer sieht halt keine Handzeichen, wenn man 2m tiefer als das Fahrzeug steht, auch nicht, wenn der der Einweiser springt, wedelt, schreit oder sich schlussendlich der Ohnmacht ergibt und einfach abwartet was bis zur Wiederaufnahme der Kommunikation so passiert. Die Absprache von Kommunikationsfloskeln. Zwei Akademiker in einem Fahrzeug rechnen rechts links Angaben mitunter erstmal in reziprok analytische Positions- und Richtungsbestimmung des emittierendes Subjektes um, um dann erstmal stumpf in das zu umfahrende Loch zu fahren. "Zu mir/zu Dir" war dann schnell unsere universelle wie robuste Übersetzung für in Fahrtrichtung zum Fahrer oder zum Beifahrer - unabhängig, wo der Einweisende geade im Bezug zur Fahrzeugachse und Richtung steht. Und irgendwie kriegen wir auch noch eine übereinstimmende Definition des hysterischen Schreies Stopp!!!! hin. *lach*. Mehr Material, also Gurte, Schäkel, etc. Zum Beispiel eine zweite Umlenkrolle. Stahlseile goutieren Trapezumlenkungen mit Schäkeln nicht wirklich. Messer. Gurte muss man mit Chinawinden augenscheinlich öfter durchschneiden, als gedacht. Und mit dem Buttermesser aus der Frühstückskiste hat das schnell was wunderbar sinnbefreites. So eine Art Dada-Erfahrung, an deren Ende alle lachen aber keiner genau zu sagen weis warum und worüber. Und Ketten mitzunehmen ist eine gute Idee, sie dann auch mal aufziehen möglicherweise die bessere. Können wir leider nicht verifizieren, weil wir es nicht haben. Sonnenbrillen sind jeden Cent wert, wenn man gegen die Abendsonne anfährt. Mundtücher. Der feine Pistenstaub bildet schnell einen fiesen scharzen Popelblock in den Nasenlöchern.
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